Enzius

[671] Enzĭus oder Enzio, König von Sardinien, geb. um 1220, ein natürlicher Sohn des deutschen Kaisers Friedrich II., gest. 1250, zeichnete sich sowol durch körperliche Schönheit, als auch durch Tapferkeit, seine Sitten und seine Kunstfertigkeit in der Musik und als Dichter aus. Seine Vermählung mit Adelasia, der verwitweten Markgräfin von Massa, brachte ihn 1238 in den Besitz ansehnlicher Lande in Oberitalien, wovon er sich bald König von Torre und Galluva, bald König von Sardinien nannte. Er erhielt im Juni 1239 von seinem Vater, den er nachdrücklich in seinem Kampfe mit dem päpstl. Stuhle beistand, die Statthalterschaft von ganz Italien, ward aber auch mit demselben, im Nov. 1239, vom Papst Gregor IX., in den Bann gethan, der ohnedies sein Feind war, weil er durch E.'s Vermählung mit Adelasia deren Erbe für sich verloren sah, das diese ihm früher zugesichert hatte. Da der Bann seine Wirkung verfehlte, dauerte der Kampf mit dem päpstl. Stuhle in Italien fort; E. aber fiel in der Schlacht bei Fossalta am 26. Mai 1249 in die Gewalt der Bologneser und wurde von ihnen trotz des von seinem Vater gebotenen hohen Lösegeldes zu lebenslanger Gefangenschaft verurtheilt. Seine Gemahlin scheint dabei theilnahmlos geblieben zu sein und ging sogar eine andere Ehe mit einem sehr übel berüchtigten Manne ein; E. aber er hielt sich durch seine hohen Geistesgaben aufrecht im Unglück und erzwang selbst die Bewunderung seiner Feinde. Die Aussichten, welche sich ihm als letztem Sohne Friedrich II. nach Konradins Tode darzubieten schienen, veranlaßten einen Versuch zur Flucht und schon hatte E., in einem leeren Weinfaß verborgen, Wachen und Thore passirt, als er noch eingeholt und nun in einsamen und strengen Gewahrsam bis zu seinem im März 1272 erfolgten Tode gehalten, dann aber mit kön. Prunk in der Kirche des heiligen Dominicus bestattet wurde, wo eine gekrönte marmorne Bildsäule und eine Inschrift seine Gruft auszeichnen. Die Sage hat sich vielfältig mit seinem traurigen Schicksal beschäftigt und sogar erzählt, er sei in einem eisernen Käfig verwahrt worden; auch ist seine Geschichte durch E. Raupach als Trauerspiel auf die Bühne gekommen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 671.
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