Konradin

[640] Konradin von Schwaben, der letzte der Hohenstaufen (s.d.), wurde 1252 geboren und war ein Sohn des Kaisers Konrad IV. und ein Enkel des Kaisers Friedrich II. Als sein Vater schon 1254 mit dem Bannfluche belastet starb, fiel sein Königreich Neapel und Sicilien in die Hände Manfred's, eines Sohnes Friedrich II., welcher dasselbe anfangs im Namen Konradin's, nachher aber, um nicht der Herrschaft ganz verlustig zu gehen, als unabhängiger König beherrschte. Der Papst verfolgte Manfred wie früher seinen Vater und seinen Bruder, war aber ebenso wenig geneigt, den jungen K., welcher von seiner Mutter und seinen Oheimen in Baiern und. Schwaben auferzogen wurde, als rechtmäßigen Beherrscher jenes Königreichs anzuerkennen. Papst Clemens IV. rief den herrschsüchtigen Karl von Anjou, einen Bruder des damals regierenden Königs von Frankreich, Ludwig IX. oder des Heiligen, nach Italien und krönte ihn als König von Neapel und Sicilien. Karl eroberte sein Reich durch eine Schlacht, in welcher ihm Verrath den Sieg verschaffte, und Manfred fiel. Bald hatte sich Karl aber durch seine grausame Strenge den Italienern so verhaßt gemacht, daß diese sich heimlich an K. wendeten und ihn auffoderten, das ihm gebührende Reich mit Gewalt der [640] Waffen sich anzueignen. Kaum zum Jüngling erwachsen zog K. 1267, begleitet von seinem Jugendfreunde, dem Prinzen Friedrich von Baden, und einem Heere von etwa 10,000 Mann nach Italien. Überall mit Jubel begrüßt, unterstützt von den alten Anhängern seiner Famille, kam K. siegreich bis nach Nom. Auch in der Schlacht, welche er 1268 bei Tagliacozzo gegen Karl von Anjou lieferte, war der Sieg anfangs auf seiner Seite. Doch die Deutschen warfen sich allzu eilfertig auf die Plünderung, wurden von dem Hinterhalt der Franzosen überrascht und völlig in die Flucht geschlagen. K. und sein Freund Friedrich von Baden waren glücklich den Verfolgern entronnen, als sie sich einem vermeintlichen Anhänger der Hohenstaufen anvertrauten, von diesem verrätherisch gefangen genommen und an Karl von Anjou ausgeliefert wurden. Dieser behandelte die Prinzen als Hochverräther, die einen räuberischen Einfall in sein Reich gemacht, und ließ sie mit Bewilligung des Papstes am 29. Oct. 1268 auf dem Marktplatze zu Neapel hinrichten. Vor seinem Tode erklärte K. vom Schaffot herab seinen Verwandten, Peter von Aragonien, zum Erben seines Rechtes, und nachdem die sicilische Vesper 1282 der franz. Gewaltherrschaft ein Ende gemacht hatte, trat jener auch wirklich diese Erbschaft an.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 640-641.
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