Filtriren

[39] Filtriren, so viel wie durchseihen, ist ein Verfahren, dessen man sich in der Chemie, in vielen Gewerben und namentlich auch in der Hauswirthschaft bedient, um Flüssigkeiten von ihnen beigemengten fremdartigen Substanzen, Theilchen mehr oder weniger fester Körper, zu reinigen. Im Allgemeinen besteht dieses Verfahren darin, die verunreinigte Flüssigkeit durch einen porösen Körper, wie Löschpapier (Fließpapier), Filz, Haarsieb, Leinwand, wollenes Zeuch durchlaufen zu lassen, welcher das Filtrum heißt. Je seiner die beigemengten Bestandtheile sind, desto dichter muß das Filtrum sein, welches sie beim Durchlaufen der Flüssigkeit zurückhalten soll. Am wichtigsten für den Hausbedarf ist das Reinigen des Wassers an solchen Orten, an denen man nicht wol ein reines brauchbares Wasser zu Bereitung der Speisen erhalten kann, wie dies namentlich in großen Städten häufig der Fall ist, wo oft nur stark verunreinigtes Flußwasser zu haben ist. Man bedient sich sogenannter Filtrirmaschinen. Eine solche besteht aus drei übereinander gestellten Gefäßen. Das oberste, eine Wanne, in welche das zu reinigende Wasser gegossen wird, ist oben offen, aber mit einem Deckel verschließbar und hat im Boden etwa drei Löcher, in welche Schwämme gesteckt sind, um das Wasser nur allmälig durchzulassen. Unter dieser Wanne steht eine ziemlich große Tonne, deren oberer Deckel gleichfalls mit Löchern durchbohrt ist, um das aus der Wanne kommende Wasser einzulassen. Die Tonne selbst ist aber mit Sand und Kohlen so gefüllt, daß obenauf eine Schicht feinern Sandes, darunter eine Schicht seiner Kohlen, dann noch zwei Schichten immer größerer Holzkohlen, und zuletzt eine Schicht groben Kieses liegen. Im Boden hat die Tonne noch ein mit einem Schwamme verstopftes Loch, über welches ein Topf gestürzt ist, damit der Sand nicht durchfalle. Nachdem das Wasser durch diese Schichten Kohle und Sand hindurchgedrungen, kommt es, von allen nur beigemengten Substanzen befreit, in das dritte Gefäß, welches aus einer Wanne mit einem Hahne oberhalb des Bodens besteht, um das Wasser zum Gebrauch ablassen zu können. Der ganze Apparat muß auf einer Unterlage stehen, um die Gefäße bequem unter den Hahn halten zu können. Der Sand, die Kohlen und die Schwämme, welche zu einem Filtrirapparate benutzt werden sollen, müssen vorher sorgfältig mit vielem Wasser ausgewaschen werden, bis sie dasselbe nicht im mindesten mehr trüben. Die drei Gefäße werden von Eichenholz gemacht und inwendig, um nicht anzufaulen, verkohlt. Ein solcher Apparat braucht nur aller zwei Jahre aufs Neue mit Sand und Kohle gefüllt zu werden, nur die oberste Sandschicht muß öfter erneuert werden. In einigen Städten sind großartige Filtrirapparate zur Reinigung des Wassers ausgeführt worden, z.B. in London, wo von der dort bestehenden Wassercompagnie täglich über 500,000 Kubikfuß Wasser durch Filtriren gereinigt werden. Man hat sich besonders auch große Mühe gegeben, Filtrirapparate zur Schmackhaftmachung des Seewassers zu erfinden, welches für die Schiffahrt von wesentlichem Nutzen wäre. Doch hat keine der ausgedachten verschiedenen Vorrichtungen ausgedehnte Anwendung gefunden, ein Beweis, daß sie ihrem Zwecke nicht genügend entsprochen haben. Der Grund, warum sich das Seewasser nicht leicht reinigen läßt, ist, daß die Salze, welche es bitter machen, ihm nicht nur äußerlich (mechanisch) beigemengt, sondern innig (chemisch) mit ihm verbunden sind.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 39.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika