Filtriren

[276] Filtriren (Filtratio), Durchgießen einer, unaufgelöste Theile in feinerer od. gröberer Gestalt in sich enthaltenden Flüssigkeit durch einen seinlöcherigen od. porösen Stoff, in der Absicht, erstere von der Flüssigkeit zu trennen u. die Flüssigkeit völlig klar darzustellen. Um dies auszuführen, braucht man: a) das Filtrirbret, eine Platte von Holz od. Steingut, mit einer runden Öffnung in der Mitte zum Einsetzen des Filtrums, welches auf das Filtrirgefäß gelegt wird; b) das Filtrum selbst, wodurch die Flüssigkeit gegossen wird, meist aus einem faltigtrichterförmig zusammengebrochenen, ungeleimten Papier (Filtrirpapier), auch aus Leinwand. Filz od. Tuch (Filtrirtach) gefertigten Spitzbeutel (Filtrirsack, Filtrirdüte, Filtrirhut) bestehend. Für chemische Zwecke bedient man sich zum F. ausschließlich des ungeleimten Papiers; bei analytischen Arbeiten ist das Schwedische Filtrirpapier von besonderem Werth, welches in Fahlun u. Lessebo in Schweden gemacht wird u. beim Verbrennen nur eine Spur von Asche hinterläßt, während das gewöhnliche Filtrirpapier oft eine nicht unbeträchtliche Menge mineralische Bestandtheile enthält, welche sich durch Säuren ausziehen lassen. Zur Fabrikation dieses schwedischen Filtrirpapiers dient ein Quellwasser, welches dem destillirten Wasser an Reinheit fast gleichkommt. Vortheilhaft ist es, das Filtrirpapier gefrieren zu lassen, weil es dadurch poröser u. von den Flüssigkeiten leichter durchdrungen wird. Starke Säuren, welche diese Filtra angreifen würden, filtrirt man durch gestoßenes Glas, Asbest od. Bimstein; es wird durch einen trichterförmigen Korb (Filtrirkorb) od. Filtrirtrichter (von Glas od. Steingut), inwendig mit abwärtslaufenden Rippen unterstützt; c) Filtrirgefäße, cylindrische Gläser, Töpfe etc. in welchen die Flüssigkeit aufgefangen wird. Im Größeren filtrirt man durch Rahmen, worin Lein wand od. Zwillich ausgespannt ist od. auch nur durch Lagen von Stroh in Fässern mit durchlöchertem Boden. Auch zur Reinigung des Wassers u. um dasselbe (wie das Seewasser) trinkbar zu machen, ist das F., bes. unter Benutzung von Kohlenpulver, als Filtrirmasse, von großem Nutzen; hierzu dienen eigne Filtrirmaschinen nach verschiedenen Angaben Die Englische Filtrirmaschine ist ein Gesäß, das oben von nur roth gebranntem, magerm Thon gefertigt ist, wodurch das Wasser sickert u. sich gereinigt in einem andern darunter stehenden Gefäße sammelt. Eine solche Filtrirmaschine ist auch der sogenannte Filtrirbrunnen, eine Vorrichtung zum Durchseihen trüben, übelschmeckenden Wassers zu häuslichem Gebrauche. Man theilt ein Faß durch parallele Scheidewände in drei Abtheilungen; in die oberste gießt man das zu filtrirende Wasser, die zweite enthält eine Schicht Thierkohle zwischen 2 Sandschichten, zusammen in Wollenzeug eingeschlagen. Die unterste Abtheilung nimmt das filtrirte Wasser auf u. ist an ihrem obern Theile mit Öffnungen versehen, durch welche Luft einzieht, während das Wasser aus der mittlern Abtheilung auf eine am untern Boden befestigte Scheibe auffällt, damit das Wasser die nothwendige Luft wieder aufnimmt. Ein an der Seite der untern Abtheilung angebrachter Hahn dient zum Ablassen des Wassers. Sollen Flüssigkeiten heiß filtrirt werden, z.B. alkoholische Lösungen, aus denen sich schon bei gelinder Abkühlung die darin gelösten Substanzen ausscheiden, so bedient man sich mit Vortheil des von Plantamour vorgeschlagenen Apparates, welcher aus einem doppelrandigen blechernen Trichter besteht; er kann mit Wasser od. Öl gefüllt u. dieses auf einfache Weise bis zu einer bestimmten Temperatur erhitzt werden; in diesen[276] trichterförmigen Apparat wird der Glastrichter mit dem Filtrum eingesetzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 276-277.
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