Asbest

[796] Asbest (v. gr., d.i. unverbrennlich), nach Leonhardt Gattung aus der Gruppe Magnesium, nach neueren Beobachtungen nur eine Verbindung von langen, nadel- od. haarförmigen, zarten Krystallen des Augits od. der Hornblende u. ihren Varietäten, bei Mohs als Augitspath bezeichnet, bei Naumann feinfaserige Varietäten des Grammatits (Tremolits) u. Aktinoliths od. Strahlsteins; die Krystalle sind oft biegsam u. leicht trennbar. Man unterscheidet.: a) Amiant (Reifer A.), grünlichweiß, derb, seine haarförmige Krystalle, von Perlmutterglanz, Bruch sehr zart, undurchsichtig, sehr weich, mild, biegsam, leicht u. sein theilbar; in Serpentin-, auch in Urgebirgen; wurde bes. zu Leinwand verarbeitet. b) Gemeiner A. (Schillernder unreifer A.), lauch- u. berggrün, derb, in gröberen Fasern, unbiegsam; kommt häufig in Serpentin, auch in Erzlagern vor. c) Bergholz, holzbraun, derb in Platten, wenig biegsam; kommt nur bei Sterzing in Tyrol vor. d) Bergkork (Schwimmender A.), grau-gelblich u. röthlichweiß, in Platten (Bergleder), od. zellig auf der Oberfläche (Bergfleisch), undurchsichtig, sehr weich, mild, schwer zersprengbar, leicht; im Erzgebirge, in Böhmen, Mähren, Dannemora etc. Manche rechnen den Bergkork auch zu den wasserhaltigen Silicaten, da er aus 53,75 Kiesel-, 3,47 Thon-, 11,15 Talkerde, 4,47 Mangan-, 12,91 Cisenoxydul[796] u. 14,59 Wasser besteht. Frühere Unterschiede des A-s b) c) d), in reifen u. unreifen, unechten (Federweiß), od. Stern-, Strauß- od. Büschel-A., Ähren-A., sind aufgegeben. Die Kunst, den A. zu spinnen u. ein unverbrennliches dichtes Gewebe (Asbestleinwand) daraus zu bereiten, war schon den Griechen bekannt; die Römer, die ihre Todten verbrannten, wickelten die Leichen darein, um ihre Asche rein zu erhalten. Beim Spinnen des A. taucht man die Finger in Öl, um die Haut gegen Verletzungen zu schützen. Auch wird stets ein Flachsfaden mit zwei Amiantfäden zusammengedreht. Man webt das Gespinnste ohne Zuschlag, Öl u. Flachs wird dann ausgebrannt u. endlich das Ganze mit Kalilauge in der Sonne gebleicht. Durch das Brennen wird der A. weißer u. reiner, ohne daß dadurch die aus ihm gewebten Tücher leiden. Nach Plinius brauchte man dergleichen Gewebe auch zu Tischtüchern; Karl V. hatte deren, die zur Reinigung nach dem Gebrauch in das Kaminfeuer geworfen wurden. Man bediente sich auch daraus gefertigter unverbrennlicher Dochte. Noch jetzt werden in den Pyrenäen u. in der Levante solche kleine Gewebe verfertigt, in Rußland Mützen, Beutel u. dgl. Lena Perpenti in Como fertigte mittelfeine Zwirnspitzen daraus, Aldini schlug sie zur Bekleidung der Feuerlöschungsmannschaft vor u. in Frankreich etc. wurde sie auch wirklich mit Vortheil dazu verwendet. Vor Erfindung der Phosphorfeuerzeuge wurde auch der A. häufig mit Schwefelsäure zur Füllung chemischer Feuerzeuge angewendet. Auch als Arznei wurde der A., u. zwar in Salben benutzt, um einen Hautreiz hervorzubringen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 796-797.
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