Heyne

[387] Heyne (Christ. Gottlob), einer der ausgezeichnetsten Kenner des griech. und röm. Alterthums, hat sich durch Abfassung in jenes Alterthum einführender Schriften, durch sorgfältige und mit den geist- und kenntnißreichsten Anmerkungen ausgestattete Ausgaben röm. und griech. Schriftsteller, sowie durch seine Thätigkeit als akademischer Lehrer hohe Verdienste und bleibenden Ruhm erworben. Er war 1729 geboren, der Sohn eines armen, aus Schlesien nach Chemnitz in Sachsen eingewanderten Leinewebers, und widmete sich mit dem unsaglichsten Fleiße unter den drückendsten Vermögensumständen den Wissenschaften. Auf der Universität zu Leipzig und nachher als Privatgelehrter zu Dresden hatte er mit der bittersten Armuth zu kämpfen. Kleine Anstellungen, welche ihm zu Theil wurden, wie die eines Copisten bei der Bibliothek des Grafen Brühl (1753) und die eines Hofmeisters bei einem jungen, die Universität Wittenberg besuchenden Adeligen (1759) verlor er durch die Verwirrungen, welche der damalige Kriegszustand herbeiführte. Indeß hatte er sich bereits einen Namen als Schriftsteller erworben und 1763 wurde er daher als Professor der Beredtsamkeit an die Universität zu Göttingen berufen. Man konnte ihn nur mit Mühe auffinden, denn das Elend hatte ihn in die Verborgenheit zurückgedrängt. In seiner neuen Stellung erwarb er sich bald die größten Verdienste, namentlich auch um die göttinger Universitätsbibliothek, zu deren erstem Bibliothekar er 1764 ernannt wurde. Sein Ruhm verbreitete. sich über die ganze gebildete Welt, und die Liebenswürdigkeit und Rechtschaffenheit seines Charakters trugen ebenso sehr wie seine Verdienste dazu bei, daß man ihm von allen Seiten Anerkennung zu bezeugen bemüht war und ihn mit den wichtigsten und ehrenvollsten Aufträgen überhäufte. Er starb 1812, bis an seinen Tod segensreich thätig.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 387.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika