Laster

[703] Laster, der Gegensatz der Tugend (s.d.), ist jede bei dem der Leidenschaft gehorchenden Menschen zur Gewohnheit und zum Bedürfniß gewordene Unsittlichkeit. Das Unsittliche, Schlechte, Böse wählt der Mensch nur, weil er sich selbst gegen die ihm von Gott im Gewissen eingepflanzte Wahrheit, daß nur durch das Gute sein Bestes wirklich gefördert wird, verblendet hat, weil er sich selbst belügt, und daher wird sehr richtig die Lüge, nämlich die Lüge gegen sich [703] selbst, als Anfang aller Laster oder der Lasterhaftigkeit, d.h. der Hinneigung zu Lastern sprüchwörtlich bezeichnet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 703-704.
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