Medina

[96] Medina oder Medina al Nabi, d.i. die Stadt des Propheten, eine mit Mauern umschlossene Stadt in der jetzt dem Vicekönig von Ägypten, Mohammed Ali, unterworfenen arab. Landschaft Hedschas, mit 6000 Einw., ist berühmt wegen der von Mekka dahin unternommenen Flucht Mohammed's (s.d.), mit der die Zeitrechnung der Mohammedaner anhebt (s. Hegira) und wegen der Gräber Mohammed's und der beiden ersten Khalifen. Diese befinden sich in einer von Ersterm erbauten großen Moschee, wo der angeblich noch unversehrte Leichnam Mohammed's in einem weißmarmornen Sarge mit prächtigen Decken verhüllt und von einem eisernen Gitter umgeben, zwischen den Särgen der Khalifen Omar und Abubekr am Boden steht und von 40 schwarzen Verschnittenen bewacht wird. M. liegt am Saume einer Hochebene in wenig fruchtbarer Gegend an einem im Sommer versiegenden Bache und wird, seiner Heiligthümer ungeachtet, meist nur von den über Damaskus nach Mekka (s.d.) wallfahrtenden Pilgern besucht, weil es für die andern zu weit abgelegen ist. Der in der Moschee früher von den Geschenken der Pilger gesammelte Schatz, welcher vom Sultan blos im Fall eines Religionskriegs angegriffen werden durfte, ist vor der Besitznahme durch die Ägypter meist die Beute der Wechabiten geworden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 96.
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