Rechtschreibung

[639] Rechtschreibung, griech. Orthographie, heißt die schriftliche Darstellung der Ausdrücke einer Sprache mittels der ihr eigenthümlichen Schriftzeichen und mit Beobachtung der dafür vom Gebrauche und von der Sprachlehre für jede besonders gegebenen Regeln. Zwar scheint es, als sollten sich diese auf den Grundsatz zurückführen lassen können, zu schreiben wie man spricht; allein theils wird die Aussprache vielseitig vernachlässigt, theils hat sie sich im Verlaufe der Zeit in mehren Sprachen umgebildet, die Schreibart aber behielt die der frühern Aussprache vielleicht mehr als der jetzigen sich anschließende Rechtschreibung theilweise bei. Dies gilt namentlich von der engl. und auch von der franz. Sprache, deren Orthographie im Verhältnisse zur Aussprache voller Ausnahmen ist. Eine allgemeine Richtschnur für die Rechtschreibung ist jedoch bis zu einem gewissen Punkte die Abstammung und Ableitung der Worte oder ihre Etymologie (s.d.); im Übrigen hat die Sprachlehre jeder Sprache das Nähere anzugeben. Das Auflehnen wider den Gebrauch durch gesuchte Abweichungen, wohin z.B. im Deutschen die Schreibart Flegma und Filosofie anstatt Phlegma und Philosophie und die durchgängige Entfernung des s aus zusammengesetzten Worten, wie Tagbegebenheit, Kriegheld u.s.w. gehört, welche letztere ohnedies gegen den Geist der Sprache verstößt, ist ebenso abgeschmackt, als wenn man für die allgemein angenommene neuere Schreibart mancher Worte die veraltete wieder aufnehmen und z.B. Kunig für König, Ambt für Amt, dörffen für dürfen und bawen für bauen schreiben wollte. In völlig in die deutsche Sprache übergegangenen Worten ist häufig die Schreibart mit den ihrem Klange entsprechenden deutschen Buchstaben angenommen worden und man schreibt z.B. Magazin für Magasin, Luise und Maschine für Louise und Machine, in andern Fällen aber ist die fremde beibehalten und es schreibt Niemand Scharlotte für Charlotte. Das Beste ist in allen Fällen, dem Beispiele der bessern Schriftsteller in Hinsicht der Rechtschreibung zu folgen, über die man für die deutsche in den Sprachlehren von Heinsius, Heyse u.A., sowie in besondern Werken, wie Adelung's »Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie nebst einem kleinen Wörterbuch für die Aussprache u.s.w.« (2 Bde., 3. Aufl., Lpz. 1812); Kruse's »Anweisung zur Orthographie der deutschen Sprache mit Inbegriff der aus fremden entlehnten Wörter« (4. Aufl., Oldenb. 1815) gründliche Belehrung findet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 639.
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