Schimmelpenninck

[81] Schimmelpenninck (Rütger Jan) wurde 1761 zu Deventer geboren und studirte zu Leyden die Rechte, wo er, 1784 bei Gelegenheit eines Tumultes an die Spitze der Studirenden berufen, bei Herstellung der Ruhe mit solcher Umsicht sich benahm, daß ihm der Magistrat die Ehrenmedaille zuerkannte. Nach Erlangung der jurist. Doctorwürde lebte er als Advocat zu Amsterdam. Als 1785 in Holland die Unruhen ausbrachen, schloß er sich Denen an, welche auf Änderung in der Verwaltung und auf Einführung der Volksvertretung drangen. Nachdem er hierauf nach Eroberung Hollands durch die Franzosen für die batavische Nationalversammlung gewählt worden war, wurde er 1798 als Gesandter nach Paris geschickt, und wirkte bei Abschließung des Friedens von Amiens zu Gunsten seines Vaterlandes. Er ging hierauf als Gesandter nach England. Als es ihm 1803 nicht gelang, Holland in Neutralität zu erhalten, zog er sich zurück, wurde aber durch Bonaparte bewogen, bald wieder in die Staatsgeschäfte einzutreten. Er lebte dann wieder als Gesandter in Paris, gewann Napoleon's Vertrauen und wurde 1805 als Rathspensionnair mit fast monarchischer Gewalt an die Spitze der batavischen Republik gestellt. Die kurze Zeit seiner Regierung benutzte er, um mehre heilbringende Einrichtungen zu treffen; schon 1806 aber wurde ein Augenübel, an dem er schon länger gelitten, so schlimm, daß er sich den Geschäften immer mehr entziehen mußte und Napoleon daraus mit Veranlassung nahm, seinen Bruder Louis zum Könige vorzuschlagen, welchem Schritte sich S. vergebens zu widersetzen suchte. Er lebte nun auf seinen Gütern, bis ihn Napoleon nach der Vereinigung Hollands mit Frankreich wieder zu den Geschäften rief und ihn zum Grafen und Senator ernannte. Nochmals trat S. bei der Abdankung Napoleon's in den Privatstand zurück, aber bei Errichtung des Königreichs der Niederlande wurde er vom Könige als Repräsentant in die erste Kammer aufgenommen. Als er 1826 zu Amsterdam starb, hinterließ er den Ruhm, die strengste Rechtlichkeit, Liebe zum Vaterlande und eine seltene Geschicklichkeit in allen Stellungen seines Lebens bewiesen zu haben. Sein Sohn Gerard von S. war eine Zeit lang im Dienste des Königs der Niederlande, kam aber 1834 um Entlassung [81] ein und wurde nebst seinen Nachkommen in den Grafenstand erhoben.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 81-82.
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