Spohr

[252] Spohr (Ludw.), einer der ausgezeichnetsten neuern deutschen Componisten und berühmter Violinspieler, wurde 1783 zu Gandersheim im Braunschweigischen geboren. Er zeichnete sich als Kammermusikus des Herzogs von Braunschweig zunächst durch sein Violinspiel aus und schrieb, nachdem er 1805 herzogl. Concertmeister in Gotha geworden war, mehre musikalische Werke, die ihn bekannt machten. In Wien, wo er 1813 Kapellmeister am Theater an der Wien geworden war, veröffentlichte er 1814 seinen »Faust«, eine Oper, welche noch jetzt auf den meisten deutschen Bühnen mit dem größten Beifall aufgeführt wird. Nachdem er 1817 eine Reise nach Italien unternommen, wurde er Musikdirector am Theater zu Frankfurt am Main, von wo er 1819 nach London ging. Wieder nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er als Kapellmeister nach Kassel berufen. Außer dem Faust hat er noch mehre Opern, namentlich »Zemire und Azor«, »Jessonda«, »Peter von Abano« u.a.m. geschrieben. Auch durch mehre große Symphonien, Concerte, Quartette, Kirchenmusiken u.s.w. hat er sich ausgezeichnet. Alle seine Tonwerke zeichnen sich durch einen eigenthümlichen elegischen Charakter aus und zeugen von tiefem Gefühl und reinster Begeisterung. Auch sein Violinspiel hat die Vorzüge der höchsten Vollendung und Sicherheit, der reinsten Empfindung bei Vermeidung aller störenden Künsteleien und der Effecthascherei.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 252.
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