Uruguay

[542] Uruguay (die Republik), Republica oriental del Uruguay, früher auch Cisplatina und Banda oriental, sowie Montevideo genannt, liegt in Südamerika, wird nördl. von Brasilien, östl. vom atlant. Meere begrenzt und westl. vom Ybicuy und dem aus dem brasil. Hochlande kommenden, in den Platastrom mündenden großen Uruguay von den argentin. Provinzen Corrientes und Entrerios, südl. durch die Mündung des La Plata von Buenos Ayres (s. Argentinische Republik) geschieden. Der Flächenraum dieses Staats wird auf 6–10,000 ! M., abweichend mit 100–175,000 Einw. der gemischten Art (eingeborene Indier, Europäer und namentlich Spanier, Creolen, Neger und gemischter Abkunft angegeben, wie in allen südamerik. Freistaaten). Ein niedriger Höhenzug, die Sierra de San-Paulo, streicht von S. gegen N. Das außerdem weite, gut bewässerte Ebenen darbietende Land, dessen weidereicher und fruchtbarer Boden der Viehzucht, welche hauptsächlich betrieben wird, allein nicht minder dem Ackerbau günstig ist, welcher auch durch 1827–28 von den canarischen Inseln durch Hungersnoth vertriebene Einwanderer etwas mehr in Aufnahme gekommen ist. Nicht weniger vortheilhaft ist die Lage am Meere und den schiffbaren Strömen La Plata und Uruguay für den Handel. Auch das Gebiet von U. gehörte vormals zu dem span. Vicekönigreiche Rio de la Plata, ward aber demselben erst 1724 einverleibt. Das über Brasilien damals gebietende Portugal sah diese Besitznahme [542] höchst ungern, und als nach dem Vorgange der andern span. Colonien auch U. mit Hülfe von Buenos Ayres sich frei machte, das letztere aber U. seiner Regierung unterordnen wollte, gelang es der portug. Regierung in Brasilien, die Bevölkerung zum Anschlusse an das letztere zu bewegen und U. ward 1821 als cisplatinische Provinz eine portug. Besitzung. Nach der Trennung Brasiliens von Portugal (1822) behauptete die portug. Besatzung in der Hauptstadt von U. das Ansehen des Mutterlandes noch bis Ende 1823, wo dieselbe von kais. brasil. Truppen eingenommen und das Land dem brasil. Kaiserthum einverleibt ward. Dagegen protestirte jedoch die Bevölkerung, stellte sich unter den Schutz von Buenos Ayres, das darüber in einen Krieg mit Brasilien verwickelt wurde, welcher 1828 mit der Anerkennung von U. als unabhängigen Staat endigte. Die Grundzüge der 1830 zu Stande gekommenen Verfassung des Freistaats sind: Vertretung durch zwei Kammern, religiöse Freiheit, Preßfreiheit und Geschworenengerichte, Volksbewaffnung anstatt eines stehenden Heeres (nur in der Hauptstadt sollte ein Bataillon Soldtruppen stehen), als Gesetzbuch der Code Napoleon mit einigen Abänderungen, und an der Spitze des Staats einen Präsidenten, deren erster General Rondeau aus Buenos Ayres war. General Oribes bekleidete seit dem 1. März 1835 diese Stelle, hatte jedoch mit Empörungen zu kämpfen, an deren Spitze die während des Befreiungskriegs ausgezeichnet thätig gewesenen Obersten Ribera (Riveira) und Lavalleja standen. Ribera gewann indeß immer mehr Anhänger, und als Gegner des General Rosas, Präsidenten von Buenos Ayres, fand er nach Eröffnung der Feindseligkeiten Frankreichs wider letztern Staat im J. 1838, lebhafte Unterstützung von Seiten der Franzosen. Oribes ward nun als ein Bundesgenosse Rosa's vertrieben und Don Fructuoso Ribera im Oct. Präsident von U., welches der Verbündete Frankreichs bei den erst 1841 durch Vertrag beendigten Feindseligkeiten wider Buenos Ayres war und ansehnliche Hülfsgelder von demselben erhalten hat. Selbst franz. Truppen hielten 1839 eine Zeit lang die Hauptstadt Montevideo besetzt, als dieselbe durch ein von Entrerios heranziehendes Corps Rosa's bedroht war, das aber geschlagen wurde.

Die Hauptstadt San-Felipe de Montevideo ist 1724 von den Spaniern am nördl. Ufer der Mündung des La Plata gegründet worden, ist gut befestigt und liegt amphitheatralisch auf einer kleinen Halbinsel. Sie ist schön und regelmäßig gebaut, hat einen sichern, für große Fahrzeuge aber zu seichten Hafen, ist jedoch von ihrem frühern Wohlstande sehr herabgekommen und zählt kaum noch die Hälfte ihrer ehemaligen 30,000 Bewohner, die namentlich mit Häuten, Talg und Erzeugnissen der Viehzucht wichtigen Ausfuhrhandel treiben. Weiter östl. liegt der befestigte Hafenort Maldonado mit 2000 Einw.; andere Hafenplätze sind: Colonia del Sacramento (gegenüber von Buenos Ayres) und San-Carlos.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 542-543.
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