Verhärtung

[589] Verhärtung bezeichnet denjenigen Zustand der Gewebe des menschlichen oder thierischen Körpers, bei welchem widernatürlich eine gerinnbare thierische Materie in das Gefüge derselben abgelagert wird oder auch in den Gefäßen eine wirkliche Anhäufung und Stockung der Säfte stattfindet, wodurch die Organe, denen sie angehören, eine widernatürliche Festigkeit erlangen. Da sonach verhärtete Theile in ihr Gewebe eine nicht dahin gehörige Masse bringen, so ist mit den meisten Verhärtungen auch ein vermehrter Umfang, eine Vergrößerung und Gewichtszunahme verbunden. Am häufigsten kommen Verhärtungen in Geweben von zusammengesetztem Baue vor, in Organen mit sehr gewundenen Gefäßen, besonders in solchen, welche Absonderungen vorstehen, daher vorzugsweise in Drüsen und drüsenartigen Gebilden. [589] Verhärtungen sind meistens Folgeleiden anderer Krankheiten, z.B. nicht zertheilter Entzündungen, und haben das Eigenthümliche, daß sie in einem und demselben Zustande verharren, ohne sich zu verändern. Hierdurch unterscheiden sich die gutartigen Verhärtungen von den bösartigen, die in Verschwärung übergehen und mit Zerstörung des betroffenen Organs endigen. (S. Krebs.) Die Wirkungen von Verhärtungen auf das Leben und Befinden der daran Leidenden sind verschieden, je nachdem der verhärtete Theil selbst mehr oder weniger wichtig oder in der Nähe mehr oder weniger wichtiger Organe gelegen ist. Im Allgemeinen behindern Verhärtungen die Verrichtungen der Organe, in denen sie ihren Sitz haben oder in deren Nachbarschaft sie sich befinden, und ziehen dadurch oft bedenkliche Folgen nach sich. An sich sind verhärtete Theile stets schmerzlos, können aber durch Druck, Zerrung und Reizung der Nachbargebilde Schmerzen erregen. Ursachen von Verhärtungen sind oft ererbte Anlage zu derartigen Übeln, die Skrofelsucht, die Lustseuche, Genuß unverdaulicher Nahrungsmittel, eines schlechten, erdigen, kalkreichen Wassers, eine tiefe, feuchte Lage des Wohnorts, zudem örtlicher Druck, Reizung und wirkliche Entzündung der betroffenen Organe. Verhärtungen sind fast immer höchst langwierige Krankheitszustände, die oft der zweckmäßigsten und beharrlichsten Behandlung Trotz bieten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 589-590.
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