Cyan

[380] Cyān (chem. Zeichen Cy oder CN), das aus Kohlenstoff und Stickstoff zusammengesetzte Radikal der Blausäure; in freiem Zustande verbindet es sich mit sich selbst und bildet das 1815 von Gay-Lussac durch Erhitzen von Quecksilbercyanid gewonnene Dicyan; kommt auch in Hochofengasen vor. Farbloses, eigentümlich riechendes Gas, sehr giftig, brennt mit blauer, rötlich gesäumter Flamme. Die Verbindungen des C. sind denen der Halogene sehr ähnlich. Cyanwasserstoff, Cyanwasserstoffstäure, ist Blausäure (s.d.); ihre Salze, die Metallverbindungen des C., heißen Cyanīde oder Cyanüre; Cyankalium (Kaliumcyanid), im großen gewonnen durch Erhitzen von Blutlaugensalz, zerfließliche Kristalle, heftiges Gift, verwendet in der chem. Analyse, in der Photographie, Galvanoplastik, zum Versilbern, Vergolden und zur Goldextraktion aus Golderz; Cyanquecksilber (Quecksilbercyanid), durch Kochen von Berliner Blau mit Quecksilberoxyd gewonnen, farblose, sehr giftige Kristalle; die einfachen Cyanide verbinden sich meist mit Cyankalium zu leicht löslichen Doppelsalzen, die zum Teil ungiftig und sehr beständig sind, z.B. gibt das Cyaneisen das gelbe Blutlaugensalz (s.d.); leicht lösliches Kaliumsilbercyanür und Kaliumgoldcyanür sind die bei galvanischen Prozessen wesentlichen Verbindungen, letzteres entsteht direkt aus Gold und Cyankalium an der Luft. Cyansäure, stark saure, blasenziehende Flüssigkeit, nur bei tiefen Temperaturen beständig, wandelt sich schon bei 0° in die feste Cyansäure um, aus der sie durch Destillation entsteht; die Salze heißen Cyanate und Cyanurate; cyansaures Ammonium wandelt sich beim Kochen mit Wasser in Harnstoff um.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 380.
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