Nassau [2]

[244] Nassau, ehemals souveränes Herzogtum des Deutschen Bundes, 4708 qkm mit (1865) 465.639 E., seit 1866 Hauptbestandteil des Reg.-Bez. Wiesbaden der preuß. Prov. Hessen-N. – Das Haus N. stammt von den Grafen von Laurenburg. Walram II. und Otto stifteten 1255 die Walramische und die Ottonische Linie. 1) Die Walramische Linie, die bis 1866 in N. regierte und 1890 in Luxemburg nachfolgte, teilte sich in mehrere Zweige, von denen N.-Usingen durch Beitritt zum Rheinbunde 1806 die Souveränität und den Herzogstitel und 1815 durch Tauschvertrag mit Preußen fast alle Besitzungen der Ottonischen Linie erlangte. Nach Aussterben des Zweiges N.-Usingen vereinigte 1816 Herzog Wilhelm von N.-Weilburg alle Länder der Walramischen Linie. Ihm folgte 1839 sein Sohn Herzog Adolf, unter dem vielfache Verfassungskämpfe zwischen der Regierung und den Kammern stattfanden. Er stellte sich 1866 auf Seite Österreichs und veranlaßte dadurch die Einverleibung N.s in Preußen (durch Patent vom 3. Okt. 1866). – Aus der jüngern Ottonischen Linie, die sich ebenfalls mehrfach teilte, erwarb Wilhelm I. 1544 das Fürstent. Oranien (s.d.) und nannte sich Prinz von Oranien. Er und seine direkten Nachkommen waren Statthalter der Niederlande (s.d.). Nach ihrem Aussterben mit Wilhelm III. (1702), der seit [244] 1689 auch König von England war, beerbte sie Joh. Wilh. Friso von N.-Diez, Erbstatthalter von Friesland, aus einem Seitenzweige der Ottonischen Linie, von denen die übrigen, N.-Siegen, N.-Dillenburg oder Beilstein und N.-Hadamar, bereits im 18. Jahrh. erloschen. Joh. Wilh. Firsos Nachkommen wurden mit Wilhelm IV. 1748 Erbstatthalter, mit Wilhelm VI. (I.) 1815 Könige der Niederlande und Großherzöge von Luxemburg. Mit seinem Enkel Wilhelm III. erlosch 23. Nov. 1890 die Ottonische Linie im Mannsstamme; in den Niederlanden folgte ihm seine Tochter Wilhelmina als Königin, in Luxemburg der frühere Herzog Adolf von N., diesem 11. Nov. 1905 sein Sohn Wilhelm. – Vgl. Keller (1865), Schliephake und Menzel (7 Bde., 1864-89).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 244-245.
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