Wilhelm I.

[984] Wilhelm I., Deutscher Kaiser und König von Preußen, geb. 22. März 1797, 2. Sohn Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise, zog 1814 und 1815 mit in Paris ein, erhielt bei der Thronbesteigung (1840) seines Bruders Friedrich Wilhelm IV. als präsumtiver Thronfolger den Titel »Prinz von Preußen« und ward Statthalter von Pommern und General der Infanterie. Als Reaktionär und Absolutist verdächtigt, lebte er März bis Juni 1848 in London, bewältigte als Oberbefehlshaber 1849 den Aufstand in der Pfalz und in Baden, ward darauf Militärgouverneur von Rheinland und Westfalen in Koblenz, 1854 Generaloberst und Gouverneur von Mainz; während der Krankheit des Königs seit 23. Okt. 1857 dessen Stellvertreter, übernahm er 7. Okt. 1858 die Regentschaft und bestieg 2. Jan. 1861 den Thron. Er führte die Heeresorganisation als sein eigenstes Werk trotz Widerstrebens der Kammer durch und verfolgte, von Bismark unterstützt, eine entschiedene deutsche Politik. Nachdem er in diesem Sinne 1864 die schlesw.-holstein. Frage gelöst und den Deutschen Krieg von 1866 glücklich beendet, ward er 1867 Präsident des Norddeutschen Bundes, übernahm 2. Aug. 1870 im Deutsch-Franz. Kriege den Oberbefehl über die gesamte deutsche Armee, ward 18. Jan. 1871 in Versailles zum erblichen deutschen Kaiser proklamiert. Attentate von Hödel 11. Mai, Nobiling 2. Juni 1878. W. starb 9. März 1888 in Berlin und wurde 16. März im Mausoleum in Charlottenburg beigesetzt. W. war vermählt seit 11. Juni 1829 mit Augusta (s.d.) von S.-Weimar. Kinder: Friedrich III., sein Nachfolger, und Luise, geb. 3. Dez. 1838, seit 1856 Gemahlin des Großherzogs Friedrich von Baden. – Vgl. Adami (2 Bde., 2. Aufl. 1897 fg.), Hahn (1888), von Natzmer (4 Bde., 1887-89), Oncken (1897), Sybel (7 Bde., 1889-94), Erdmannsdörffer (1897), Marcks (5. Aufl. 1905).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 984.
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