Niederlande

Niederlande, Belgien und Luxemburg I. (Karten)
Niederlande, Belgien und Luxemburg I. (Karten)
Niederlande, Belgien und Luxemburg II. (Karten) 1. Geologische Übersicht. 2. Pflanzen und Tiergeographische Übersicht. 3. Verteilung von Industrie und Landwirtschaft. 4. Historische Übersicht.
Niederlande, Belgien und Luxemburg II. (Karten) 1. Geologische Übersicht. 2. Pflanzen und Tiergeographische Übersicht. 3. Verteilung von Industrie und ...
Deutschtum. I. (Karte) Völkerkarte von Mitteleuropa
Deutschtum. I. (Karte) Völkerkarte von Mitteleuropa
Handel, Industrie und Landwirtschaft. I. (Karte)
Handel, Industrie und Landwirtschaft. I. (Karte)
Handel, Industrie und Landwirtschaft. II. (Karte) Landwirtschaft Mitteleuropas. Wein Tabak Rinderzucht Ziege Spiritus Roggen und Hafer
Handel, Industrie und Landwirtschaft. II. (Karte) Landwirtschaft Mitteleuropas. Wein Tabak Rinderzucht Ziege Spiritus Roggen und Hafer
1250. Niederlande.
1250. Niederlande.
Flaggen.
Flaggen.
Asien. I. (Karten)
Asien. I. (Karten)
Nordamerika I. (Karten) Deutsches Reich 1. Alëuten. 2. Kap Nome-Goldfelder 3. Klondike Goldfelder 4. Yellowstone-Nationalpark 5. Niagara-Fall 6. Ottawa 7. Montreal 8. Quebec 9. Halifax 10. Habana 11. Mexiko
Nordamerika I. (Karten) Deutsches Reich 1. Alëuten. 2. Kap Nome-Goldfelder 3. Klondike Goldfelder 4. Yellowstone-Nationalpark 5. Niagara-Fall 6. Ottawa 7. ...
Südamerika. I. (Karten)
Südamerika. I. (Karten)
Australien und Ozeanien. I. (Karten)
Australien und Ozeanien. I. (Karten)

[269] Niederlande (Nederland), Königreich der N. oder Holland [Karten: Niederlande, Belgien und Luxemburg I und II], ohne den Zuidersee und die Watten [5250 qkm] und den niederländ. Anteil am Dollart [95,5 qkm] 33.000 qkm, (1904) 5.509.659 E., fast nur Tiefland, Fortsetzung der großen deutschen Ebene; Nordsee-Meerbusen: Zuidersee, Dollart und Lauwerzee; Flüsse: Rhein, Maas und Schelde; Haarlemer Meer, früher Landsee, 1848-53 trockengelegt; wegen der häufigen Überschwemmungen sind zahlreiche Deiche zum Schutze gegen das Meer an den Stellen, wo die Dünenreihe unterbrochen ist, angelegt. Die Einwohner (Niederländer, Holländer; Karte: Deutschtum I) sind german. Abkunft: Franken, Sachsen, Friesen; Protestanten (1899) ca. 3,1 Mill., meist reformiert, der Allgemeinen Synode unterstehend, Katholiken 1,8, mit fünf Diözesen, dem Erzbistum Utrecht und den Bistümern Haarlem, Herzogenbusch, Breda und Roermond. [S. auch die Beilagen: Bevölkerung, Auswanderung, Europa (Großstädte) und Berufs- und Gewerbestatistik.]

Landwirtschaft ausgebildet; von Bedeutung die Blumenzwiebelzucht, noch mehr die Viehzucht; bedeutend auch der Fischreichtum. [S. auch Beilage: Getreide.] Holz und Kohlen fehlen, dafür Torfbau. Wichtige Zweige der Industrie: Segeltuch- und Tauwerkfabrikation, Tuch- und Baumwollmanufaktur, Lederindustrie, Fabrikation von Porzellan, Fayence und Tonpfeifen; Branntweinbrennereien (Wacholder und Genever), Brauereien, Tabak-, Stearinkerzen-, Zucker- und Kakaofabriken. Blühender Handel [Beilagen: Europa und Handel und Handelsmarine], bes. Seehandel, unterstützt durch die 1822 gestiftete königl. Niederländ. Handelsgesellschaft, die Deli-und Billitongesellschaften u.a. [Karten: Handel, Industrie und Landwirtschaft I u. II.] Schiffsverkehr (1904): eingelaufen 11.430 Schiffe mit 29,7 Mill. cbm, ausgelaufen 8600 Schiffe mit 17,5 Mill. cbm. Förderung des Binnenverkehrs durch die schiffbaren Flüsse (1970 km) ausgedehntes Kanalnetz (2511 km) und die Eisenbahnen (1905: 2987 km; zum größten Teil von der Gesellschaft für den Betrieb von Staatseisenbahnen und der Holländ. Eisenbahngesellschaft betrieben [s. auch Beilage: Eisenbahnen]); Staatstelegraphen (1904) 6912 km.

Verfassung von 1815, revidiert zuletzt 1896; erbliche konstitutionelle Monarchie, zwei Kammern, Zweite aus 100 direkt durch die Wähler, Erste aus 51 durch die Provinzialstaaten gewählten Mitgliedern bestehend; verantwortliche Minister, Staatsrat, Oberster Gerichtshof (Hooge Raad), Obermilitärgerichtshof. Einteilung in 11 von einem königl. Kommissar und Provinzialstaaten verwaltete Provinzen. – Finanzen: Budget 1906: Einnahmen ca. 170,25 Mill., Ausgaben ca. 181,87 Mill. hölland. Gulden [s. auch Beilage: Finanzen]; Münzeinheit der Gulden = 1,7 M. – Unterricht zum großen Teil privat; Polytechnikum zu Delft, landw. Akademie in Wageningen, 3 Reichsuniversitäten (Leiden, Utrecht, Groningen), Universität der Gemeinde in Amsterdam, sog. Freie Universität in Amsterdam, Reichskunstakademie (Amsterdam), Militärakademie (Breda). – Wappen: Gekrönter goldener Löwe mit Schwert und Pfeilbündel im blauen, mit goldenen Schindeln bestreuten Felde [Abb. 1250]; Landesfarben: Rot, Weiß, Blau [Tafel: Flaggen]. – Orden: Militär. Wilhelmsorden, Orden vom Niederländ. Löwen, Orden von Oranien-Nassau. – Heerwesen. Die Landmacht besteht aus dem stehenden Heer (etwa 17.500 Freiwillige und 17.000 Ausgehobene [Milizen]), der Landwehr und dem Landsturm. Dienstzeit im Heer 8, in der Marine 5 Jahre, davon 12 und 4 Monate bei der Fahne (Ausgehobene); Reserveübungen 12 Wochen. Berittene dienen 18 Monate und üben 6 Wochen. Im Frieden bestehen: 4 Divisionen mit 12 Infanterieregimentern (48 Bataillonen), 4 Kavallerie-(Husaren-)Regimentern (17 Eskadrons), 4 Feldartillerieregimentern (24 fahrende Batterien) und 4 Trainabteilungen; 1 Korps reitende Artillerie (2 Batterien, 1 Instruktionsbatterie), 4 Festungsartillerieregimentern (40 Kompanien), 1 Abteilung Panzerfortartillerie (4 Kompanien, 1 Lehrkompanie); 1 Pontonier-, 1 Torpedokorps (je 2 Kompanien), 1 Genieregiment, 1 Eisenbahn-, 1 Telegraphenabteilung (je 2 Kompanien) etc. Friedensstand 1905: 1836 Offiziere, 32.714 Mann, 5961 Pferde, an Reservekaders 2468 Offiziere und 38.562 Mann. Die Infanterie ist mit dem 6,5 mm-Mannlichergewehr M 95 bewaffnet, die Feldartillerie führt 7,5 cm-Kruppsche Rohrrücklaufgeschütze mit Schutzschilden. – Die Flotte zählt (1905) 16 gepanzerte oder geschützte Schiffe, 12 Panzermonitore, 5 Panzerflußkanonenboote, 18 Kanonenboote, 44 Torpedoboote. – Die Festungen des Landes sind durch das Gesetz von 1874 meist beseitigt. Die Festigkeit der nach Osten gerichteten Hauptlinie, die 9 Meilen lange »Neue Holländ. Wasserlinie«, beruht hauptsächlich auf der für den Kriegsfall vorbereiteten Überschwemmung; die schwachen Punkte werden außerdem durch Forts verteidigt. Als letzte Zuflucht dient die große Lagerfestung Amsterdam, welche die gesamte Armee aufnehmen kann. Küstenbefestigungen bestehen bei Helder, der Einfahrt in den Zuidersee, am Zugang nach Amsterdam, dem Eingang des Nordseekanals, und an der Maaseinfahrt.

Wichtig der Kolonialbesitz in Ost- und Westindien sowie Südamerika und Ozeanien mit zusammen ca. 2.046.000 qkm, (1904) 37.879.000 E. [S. auch die Beilagen und Karten: Asien[Karte, Beilage], Nordamerika[Karte, Beilage], Südamerika[Karte, Beilage] und Australien und Ozeanien[Karte, Beilage].]

Geschichte. Zu Cäsars Zeiten waren die N. von den german. Stämmen der Bataver, Kaninefaten, Friesen etc. bewohnt, später gehörten sie zum Frankenreich, nach dessen [269] Teilung kamen sie bis zur Schelde an Lothringen und Deutschland. Infolge des Lehnssystems und Benefizialwesens bildeten sich mehrere geistl. und weltliche Herrschaften (Geldern, Holland, Utrecht, Flandern, Brabant), die zu Anfang des 15. Jahrh. an Burgund und mit diesem 1477 an das Haus Habsburg kamen. Karl V. gewann auch die südl. Landschaften von Frankreich, vereinigte alle 17 Provinzen zu dem burgund. Kreise des Römisch Deutschen Reichs und überließ sie 1555 seinem Sohne Philipp II., dessen polit. und religiöser Druck 1566 einen Aufstand hervorrief. Die Aufständischen behaupteten sich unter ihrem Oberhaupte, Wilhelm von Oranien, gegen den grausamen Statthalter Herzog von Alba (1567-73) und seinen Nachfolger in Holland und Zealand; als sich 1579 die südl. (belg.). Provinzen wieder unterwarfen, gründeten die 7 nördl. 1581 die Republik der Vereinigten N., setzten nach der Ermordung ihres Statthalters, Wilhelm von Oranien (1584), unter seinem Sohne Moritz (seit 1625 unter dessen Bruder Friedrich Heinrich) den Krieg gegen Spanien siegreich fort, schlossen 1609 einen 12jährigen Waffenstillstand und erlangten im Westfäl. Frieden die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit. Die Republik erreichte unter dem Sohne Friedrich Heinrichs, Wilhelm II. (1647-50), und dann unter Jan de Witt (1650-72), die höchste Macht; Industrie, Handel (1602 Gründung der Ostind. Kompanie), Schiffahrt, Künste und Wissenschaften blühten, ihr Kolonialbesitz dehnte sich weit aus, ihre Flotten erwarben sich unter Tromp und de Ruyter in den Kriegen gegen England (1652-54 und 1665-67), unsterblichen Ruhm. Auch gegen Ludwig XIV. von Frankreich blieben die N., 1672-78 infolge der geschickten Führung Wilhelms III. (1672-1702) ohne Verlust, und im Span. Erbfolgekriege fochten sie glücklich im Bunde mit England. Nach dem Tode Wilhelms III. trat der Verfall ein, den auch die Ausrufung von dessen Verwandten, Wilhelm IV., als Erbstatthalter (1747-51) nicht aufhalten konnte. Sein Sohn Wilhelm V. konnte nach dem unglücklichen Kriege gegen England (1782-84) seine Macht nur mit Hilfe der 1787 einrückenden Preußen behaupten. 1795 von den Franzosen erobert, wurden die N. 16. Mai 1795 zur Batavischen Republik, 5. Juni 1806 zum Königr. Holland erklärt und 9. Juli 1810 mit Frankreich vereinigt. Durch den Wiener Kongreß wurden die ehemals österr. (belg.) Provinzen mit den N. zum Königreich der N. unter Wilhelm I. von Oranien, dem Sohne Wilhelms V., verbunden, diesem auch für die abgetretenen nassauischen Besitzungen Luxemburg als deutsches Großherzogtum überlassen. Der religiöse und nationale Unterschied der Belgier und Holländer führte 25. Aug. 1830 den belg. Aufstand und im Frieden 19. April 1839 die Anerkennung der Selbständigkeit Belgiens herbei. Wilhelm I. dankte 7. Okt. 1840 ab; Wilhelm II. (1840-49) gab 3. Nov. 1848 ein neues Staatsgrundgesetz. Sein Nachfolger Wilhelm III. (1849-90) berief ein liberales Ministerium unter Thorbecke, der die wichtigsten organischen Gesetze durchführte und die materielle Lage der N. verbesserte, 1853 infolge der antikath. Agitation entlassen wurde, nach fortwährenden Ministerwechseln aber 1862-66 und 1871-72 nochmals die Regierung leitete. Nach Auflösung des Deutschen Bundes wurde Luxemburg 1867 als neutrales Großherzogtum in Personalunion mit den N. verbunden. Ein Krieg mit Atschin auf Sumatra 1873-79 wurde nach schweren Kämpfen mit der Unterwerfung Atschins beendet. 1878 setze der Minister Kappeyne eine liberale Reform des Schulgesetzes von 1875 durch. 21. Juni 1884 starb Kronprinz Alexander, der letze männliche Sprosse des Hauses Oranien. 1887 ward eine vollständige Revision der Verfassung vorgenommen und dabei auch die Thronfolge geordnet. 23. Nov. 1890 starb Wilhelm III.; ihm folgte seine Tochter Wilhelmina unter Vormundschaft ihrer Mutter Emma, in Luxemburg Herzog Adolf von Nassau, 17. Nov. 1905 dessen Sohn Wilhelm. 31. Aug. 1898 übernahm Wilhelmina selbst die Regierung und vermählte sich 7. Febr. 1901 mit dem Herzog Heinrich (s.d.) zu Mecklenburg-Schwerin.

Vgl. Penck (in »Kirchhoffs Länderkunde von Europa«, Bd. 2, 1889), Blink (niederländ., 1892 u. 1896), Schuiling (niederländ., 4. Aufl. 1897), Kuyper (niederländ., 1898), Maldrum (engl., 1899), Menne, »Die Entwicklung der Niederländer zur Nation« (1903); zur Geschichte die niederländ. Werke von Bilderdijk (13 Bde., 1839-53), Groen van Prinsterer (4. Aufl., 4 Bde., 1875), Arend (Tl. 1-5, 1849-83), Bosch-Kemper (1868 und 1873-82), Wijnne (7. Aufl., 2 Bde., 1886), Blok (Bd. 1-5, 1892-1902; deutsch 1902 fg.); die deutschen von Leo (2 Bde., 1832-35), Wenzelburger (2 Bde., 1879-86), Zimmermann, »Die Kolonialpolitik der Niederländer« (1903).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 269-270.
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