Fahne

[552] Fahne, ein weißes oder farbiges, mit Bild oder Stickerei verziertes Stück Zeug an einer Stange, als militär. Feldzeichen neben den sinnbildlichen Darstellungen von Tieren (Drache, Taube, Adler) schon im Altertum in Gebrauch; Konstantin d.Gr. setzte das Monogramm Christi, auch wohl das Kreuz in die viereckige, an einer Querstange hängende Kriegs-F. Daraus entstand die noch heute bei den kath. Prozessionen gebräuchliche Kirchen-F., mit einem Kreuz oben statt der Lanzenspitze und heiligen Bildern auf dem Tuch. Die heutige Militär-F. (an einer Seite ganz an die Stange befestigt) kam zur Zeit des Kaisers Leo (820) in Gebrauch.

Die F. (bei der Reiterei Standarte) galt stets als das Symbol der militär. Ehre und Treue und als das Heiligtum des betreffenden Kriegshaufens; der Soldat muß auf sie den Fahneneid (Treue und Gehorsam) schwören; [552] nur der Artillerist schwört den Diensteid auf das Geschützrohr. Die aufgesteckte weiße F. ist ein Zeichen der Kapitulation, die ehrenvoll ist, wenn der Abzug mit fliegender F. geschieht. Das Umkehren der F. galt im 15. und 16. Jahrh. als Zeichen der Meuterei. Der verlorene Haufe im Kriege hieß die Blut-F., die Vorhut der Reiterei die Renn-F. Bei den Türken zeigt die rote F. den Kampf auf Tod und Leben an. Eine gelbe F., die Pest-F., ist das Zeichen einer Epidemie, die weiße F. mit dem roten (Genfer) Kreuz das eines Lazaretts, eine schwarze das eines Pulvertransports. F. des Propheten, heilige Reliquie der Mohammedaner, welche in der kaiserl. Schatzkammer in Konstantinopel aufbewahrt wird. Eine Nachahmung wird bei einem den Islam bedrohenden kriegerischen Ereignis auf der Sophienmoschee oder am Serail aufgesteckt, in welchem Fall jeder Muselmann verbunden ist, sich bewaffnet dem Sultan zur Verfügung zu stellen. (S. auch Fähnlein.)

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 552-553.
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