Fahne [1]

[657] Fahne , Feldzeichen an einer Stange befestigt, in der Regel ein viereckiges Stück Seidentuch, mit Emblemen versehen u. verschieden geziert, seit uralter Zeit als Pfand der kriegerischen Ehre und bei den Römern selbst als Heiligthum betrachtet. Auf die F. wird von den Soldaten der F.n-Eid geleistet; sie wird neugebildeten Truppentheilen feierlich übergeben, F.n-Weihe; von einer eigenen Abtheilung bewacht und vertheidigt, F.n-Wache, F.n-Peloton; es werden ihr militär. Ehren erwiesen, sie spielt eine Hauptrolle bei militär. Feierlichkeiten, u. bei Aufstellungen dient sie der zu ihr gehörigen Truppe als Richtungsmittel. Der Schmied, der bei der Reiterei den Hufbeschlag besorgt, heißt F.n-Schmied, der F.n-Sattler hat für das Lederwerk zu arbeiten etc.; F.n-Schuh, heißt der lederne Behälter, in welchen man die F. beim Tragen stützt. – Als unter Kaiser Max I. sich das neue Kriegswesen entwickelte, hatte jede Compagnie eine F. u. hieß deßwegen Fähnlein, ebenso das Geschwader der Reiterei, deren leichtere F. Standarte genannt wird; jetzt hat das Bataillon oder das Regiment (wo dasselbe die Stärke des sonstigen Bataillons nicht viel übersteigt) seine F., in mehreren Heeren auch die kleinere Schützenabtheilung. Die weiße F. aufstecken heißt Unterhandlungen oder Uebergabe antragen; die rothe oder schwarze F. verkündigte bei Türken und Spaniern den Entschluß, weder Pardon zu nehmen noch zu geben; die gelbe F. zeigt die Anwesenheit einer pestartigen Krankheit an. – Die Kirchen-F., seit uralter Zeit gebräuchlich, besteht aus der F.n-Stange mit einem Querbalken, bildet also ein Kreuz, endet auch nicht in eine Lanzenspitze wie die Militär-F.; das von dem Querbalken herabhängende F.n-Tuch ist gewöhnlich mit Bildern geschmückt und schön verziert.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 657.
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