Blut

Blut.
Blut.

[225] Blut, die in den Blutgefäßen enthaltene Flüssigkeit, bestehend aus dem klaren, flüssigen Blutplasma (Blutliquor) und zahllosen mikroskopisch kleinen, einzelnen Zellen, den Blutkörperchen, die bei den Wirbellosen farblos sind; bei den Wirbeltieren sind sowohl farblose oder weiße Blutkörperchen (Leukozyten), als auch rote Blutkörperchen (Erythrozyten) vorhanden, die kernlos und infolge eines eisenhaltigen Farbstoffs (s. Blutfarbstoff) rot gefärbt sind [hierzu Tafel: Blut]. Die Leukozyten sind kernhaltige Zellen mit amöboider Eigenbewegung [4]; bei den Wirbeltieren treten sie an Menge gegen die Erythrozyten ganz bedeutend zurück [2]. Die roten Blutkörperchen sind in den verschiedenen Tierklassen nach Form und Größe verschieden [3, 5-9], aber bei demselben Tiere vollkommen gleich; bei den Säugetieren sind sie flache runde Scheiben mit einer Delle in der Mitte. Beim Gerinnen des B. ordnen sie sich in Geldrollenform an [3 c]. Neben beiden enthält das B. noch die Blutplättchen, rundliche oder viereckige, flache, zellige, in Häufchen angeordnete Gebilde, kleiner als 1/3 der roten Blutkörperchen, von nicht näher bekannter Bedeutung. Die Temperatur des B. ist bei den Warmblütern beständig, bei den Säugetieren 37-38° C., bei den Vögeln etwa 40° C., bei den Kaltblütern dagegen wechselt sie mit der Temperatur des umgebenden Mediums. Die Menge des B. beträgt 1/13 bis 1/8 des Körpergewichts. Das B. unterhält den das Leben bedingenden Stoffwechsel; es führt allen Teilen des Körpers Nahrung zu und nimmt das Abgestorbene mit; dies geschieht im Blutkreislauf. (S. Herz, Kreislauf des Blutes.) Bei gewissen Krankheiten erleidet das B. wesentliche Veränderungen, z.B. durch Vermehrung der weißen Blutkörperchen bei Leukozytose [16], Formänderung der roten bei perniziöser Anämie [17], Beherbergung der Krankheitserreger in den roten Blutkörperchen bei Malaria [18].

Von dem durch einen Aderlaß aus dem Körper von Warmblütern entfernten B. gerinnt nach 2-15 Minuten ein Teil der in ihm enthaltenen eiweißartigen Stoffe (das Fibrin) zu einer Gallerte, die sich nach 12-40 Stunden in einen festen und einen flüssigen Teil scheidet. Der feste (Blutkuchen) besteht aus jenen Eiweißsubstanzen und den Blutkörperchen und sinkt zu Boden; der flüssige (Serum, Blutwasser) ist gelblich, durchsichtig und enthält aufgelöste Salze und von Eiweißkörpern das Albumin. Die für die Ernährung des Körpers wichtigen Stoffe erhält das B. durch die Atmung und Verdauung, während die überflüssigen und unbrauchbaren durch die Lungen (Kohlensäure mit Wasserdampf), die Nieren (Harnstoff mit Wasser), die Haut (Schweiß, Salze und Säuren mit Wasser) und die Leber (Galle) entfernt werden.

Flecke von B. auf Kleidungsstücken etc. sind in Kriminalfälle häufig wichtig. Sie lassen sich noch nach Jahren nachweisen. Zum Nachweis dient die chemisch-mikroskopische Methode, auf der Bildung brauner Kristalle von Hämin (salzsaurem Hämatin, Teichmannscher Kristalle [15]) beruhend, die Spektralanalyse und die von Uhlenhuth, Wassermann und Schütze entdeckte biolog. Methode, die es ermöglicht, Menschen- und Tier-B. zu unterscheiden. – Vgl. Ranke (1878), Engel (2. Aufl. 1902).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 225.
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