Atmung

[117] Atmung, Respiration, derjenige Lebensvorgang, bei welchem der Sauerstoff der Luft oder des Wassers in den Körper aufgenommen, dagegen die Kohlensäure des Blutes aus dem Körper entfernt wird, bildet mit dem Blutumlauf die Hauptbedingung des tierischen Lebens. Mit der A. hängt auch die Bildung der tierischen Eigenwärme zusammen. Das Hauptorgan der A. sind bei den höhern Wirbeltieren die Lungen, bei den meisten im Wasser lebenden die Kiemen. Die Atembewegungen geschehen ohne Einfluß des Willens auch im Schlaf oder während der Ohnmacht infolge des Reizes, welchen das kohlensäurebeladene Blut auf das im Rückenmark gelegene Atemzentrum ausübt. Die Einatmung (Inspiration) geschieht durch Erweiterung der Brusthöhle infolge der Tätigkeit verschiedener Muskeln, der Atemmuskeln, unter denen das Zwerchfell der wichtigste ist, die Ausatmung (Exspiration) erfolgt durch Zurückfedern des Brustkorbes beim Erlöschen der Tätigkeit der Atemmuskeln. Beim Manne breitet sich bei der A. mehr der Unterleib aus (Bauchatmen), beim Weibe mehr der Brustkorb (Brustatmen). Erwachsene atmen 16-20 mal in der Minute, Säuglinge ungefähr 44 mal, bei Lungen-und Fieberkranken ist die A. beschleunigt und erschwert. (S. auch Atemgeräusch.) Die eingeatmete Luft gibt Sauerstoff an das Blut ab; die ausgeatmete Luft enthält vom Blute ausgeschiedene Kohlensäure und Wasserdampf und ist zur weitern A. untauglich. Über künstliche A. s. Scheintod.

Die Pflanzenatmung ist nicht vom Chlorophyll abhängig, wie die Assimilation (s.d.), sondern kommt dem Protoplasma zu. Die Pflanzen nehmen bei der A. ebenfalls Sauerstoff auf und geben Kohlensäure ab. Nichtgrüne Pflanzen scheiden stets, grüne bei Nacht nur Kohlensäure aus, weil zur Sauerstoffabscheidung die Anwesenheit von Chlorophyll und Licht nötig sind.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 117.
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