Welfen

[968] Welfen (Guelfen), deutsches Fürstenhaus, das zur Zeit Karls d. Gr. Oberdeutschland reich begütert war. Die ältere welfische Linie gründete Graf Welf I., der Schwiegervater Ludwigs des Frommen. Welf II. war der Bundesgenosse Herzog Ernsts von Schwaben gegen Kaiser Konrad II. Sein Sohn Welf III. erhielt 1047 das Hzgt. Kärnten und die Mark Verona zu Lehn. Nach seinem kinderlosen Tode 1055 gründete sein Schwestersohn Welf IV. aus dem Hause Este (s.d.) in Italien die jüngere welfische Linie und wurde 1070 Herzog von Bayern. Dessen Sohn Welf V. (1101-20), vermählt mit der Markgräfin Mathilde von Tuscien, vererbte seine Güter auf seinen Bruder Heinrich (s.d.) den Schwarzen, dessen Sohn, Heinrich (s.d.) der Stolze, auch Herzog von Sachsen wurde. Von dessen Sohn, Heinrich (s.d.) dem Löwen, stammt das Haus Braunschweig (s. Braunschweig und Hannover) und die 1714-1901 in Großbritannien herrschende Dynastie. Ein anderer Sohn Heinrichs des Schwarzen, Welf VI., suchte das seinem Bruder entrissene Hzgt. Bayern wiederzugewinnen, ward aber 1140 von König Konrad III. bei Weinsberg geschlagen, wobei die Parteinamen Guelfen und Ghibellinen (s.d.) aufgekommen sein sollen; er starb 1191 kinderlos. Nach Besitzergreifung Hannovers durch Preußen 1866 entstand die sog. Welfische Partei (s. Deutsch- hannoversche Rechtspartei); zu ihrer Bekämpfung wurden die Zinsen des 1868-92 sequestrierten Vermögens von 48 Mill. M. (Welfenfonds) des frühern Königs Georg V. verwendet.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 968.
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