Agnes v. Oestreich

[108] Agnes v. Oestreich, König Andreas von Ungarn Gemahlin, wurde nach seinem Tode, von den Ungarn gefangen genommen, und übel gehalten, von ihrem Vater aber, Kaiser Albert I., der ein Heer nach Ungarn schickte, und Preßburg belagerte, wieder befreiet. Als derselbe darauf in der Schweiz durch Johann Parricida und seine Mitverschworenen auf eine grausame Weise ermordet worden war, begab sie sich hin zu der Stätte, wo er gefallen, weniger ihn zu betrauern, als zu rächen. Ihr Schmerz und Zorn kannte keine Gränzen, und verschonte selbst die Verwandten derer nicht, welche ihren Vater getödtet hatten. Ihre Mutter stiftete auf dem Ackerfeld, dessen rauhe Scholle Kaiser Albert's Sterbelager war, ein Kloster, das sie Königsfelden hieß. Zu seinem Bau wurden die eingezogenen Güter der Schuldigen, so wie ihrer unschuldigen Verwandten angewendet, und die Königin Agnes, obgleich noch in der Blüthe ihrer Jugend, bezog es, sich den strengsten Andachtsübungen unterwerfend, und ihr Leben innerhalb seiner Mauern beschließend, nachdem sie ihren ganzen, aus Ungarn mitgebrachten Schatz der Ausstattung desselben gewidmet hatte. Sie starb 1364 in ihrem vier und achtzigsten Jahre.

A.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 108.
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