Ausstattung

[380] Ausstattung, ist die Gesammtbenennung aller derjenigen Vorräthe von Kleidung, Wäsche, Schmuck, Betten, Meubles und Hausgeräthen, welche jungen Leuten bei ihrem Auszuge aus dem elterlichen Hause, insbesondere Töchtern, wenn sie sich verheirathen, [380] zur Begründung ihres eigenen Hausstandes, mitgegeben werden. Es richtet sich diese Mitgabe gewöhnlich nach den Vermögensumständen, dem Wohlmeinen und den eigenthümlichen Grundsätzen der Eltern und Vormünder, und findet dabei nur in ganz besonderen Fällen, und bei eingereichten Klagen um dergleichen Ansprüche verkürzter Interessenten, eine gesetzliche Einmischung Statt. Das Herkommen und die Prunkliebe bestimmten fast bei allen Völkern, zu allen Zeiten, für diesen Gebrauch gewisse, in die Augen fallende, Ceremonien. Selbst in der fernsten Zone des rauhen Sibiriens werden bei großen Hochzeiten den versammelten Gästen die gefüllten Kleiderkisten der Braut, je zwischen zwei und zwei Gewändern ein Geldstück liegend, das hochaufgebaute Thronbett, und andere Effecten, mit größtem Pompe vorgezeigt. Der wendischen, mitten in Deutschland lebenden Bauernbraut folgen, während sie selbst in ihrem abenteuerlichen Putze sammt Bräutigam, Hochzeitbitter und Ehrendame, in der offenen, von bebänderten Pferden gezogenen Kalesche voraus fährt, noch heute unter ähnlichem Aufschmuck die hochgethürmten Beiwagen voll blanken Hausgeräthes, Kisten und Vorräthen, oben auf die schimmernden Betten; während im pariser Salon, die blendende Mitgift der reichen Braut, (trousseau genannt,) sammt den als Geschenke eingelaufenen Corbeilles de noces, (eine Auswahl der feinsten Luxus- und Galanterie-Artikel,) mit üppiger Pracht zur Schau ausgestellt sind. Bei fürstlichen Vermählungen ist die letztere Sitte fast an allen Höfen Europa's eingeführt, und es gibt für die Wißbegierde eleganter Damen nicht leicht einen interessanteren Schauplatz, als bei solcher Gelegenheit die Reihen der weit geöffneten Prunkzimmer zu durchwandeln, und von den Dutzenden dort ausgebreiteter Spitzen- und Stoffsroben, vom Diamantenschmuck bis zur Stickerei der aufgestapelten Batistschnupftücher die Quintessenz des Glanzes, der Mode und des seinen Geschmacks zu bewundern.

W. v. S.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 380-381.
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