Ausstattung [1]

[154] Ausstattung, im Bühnenwesen alles, was sich auf die Charakteristik des Schauplatzes durch Dekorationen, Versatzstücke, Möbel, Draperien, Requisiten, Beleuchtung u. dgl. m. erstreckt. Während sich die Theater im 16. und 17. Jahrh. bei Ausführung von Schauspielen mit äußerster Einfachheit der A. begnügten, wofür die Shakespeare-Bühne ein bezeichnendes Beispiel ist, kam im 18. Jahrh. mit der zunehmenden Pflege der großen Oper und des Balletts auch ein größerer Luxus in der A. auf, der sich im Laufe des 19. Jahrh. steigerte. Dagegen erhob sich seit dem Anfange der 1850er Jahre H. Laube, der auf den von ihm gel eileten Bühnen in Wien und Leipzig die A. auf das Notwendigste beschränkte. Entgegengesetzte Bestrebungen vertrat nach englischen Vorbildern F. v. Dingelstedt; ein völliger Umschwung in der modernen Bühnenausstattung wurde aber erst seit der Mitte der 1870er Jahre durch die Gastspielreisen der Meininger (s. d.) herbeigeführt, die merst den Grundsatz der historischen Treue für die Bühnenausstattung aufstellten. Seitdem gehört eine würdige, reiche A., die der Wirklichkeit möglichst nahe zu kommen sucht, zu den Pflichten jeder bessern Bühne. Die starke Hervorhebung der A. und aller damit zusammenhängenden Äußerlichkeiten im Gegensatze zu dem Inhalte des Schauspiels führte zu der Gattung der sogen. Ausstattungsstücke, die sich aus dem Ballett und den Feerien entwickelten, aber so schnell ihren Höhepunkt überschritten, daß sie nach einer kurzen Glanzperiode Ende der 1880er Jahre wieder aus der Mode kamen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 154.
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