Agnes, d. Heilige

[105] Agnes, d. Heilige, die sich in früher Jugend schon das Märtyrerthum erwarb, sollte in ihrem dreizehnten Jahre zu Rom mit dem Sohne des Landpflegers daselbst verheirathet werden. Einem höheren Bräutigam in ihrem Innern geweiht, weigerte sie sich standhaft der irdischen Verbindung. Der Jüngling, dem man sie bestimmt hatte, fiel vor Gram, sich von ihr verschmäht zu sehen, in eine schwere Krankheit, und sein Vater wandte nun alle Zwangsmittel an, die ihm zu Gebote standen, die widerspenstige Jungfrau andern Sinnes zu machen. Da Mißhandlungen und körperliche Schmerzen sie nicht erschütterten, versuchte er durch Schmach und Schande sie zu bezähmen. Er ließ sie in ein Haus bringen, worin die größte Sittenlosigkeit herrschte, doch ein Engel stand schützend ihr zur Seite, und wehrte jeden Schimpf von ihr ab, ja als man frech genug gewesen war, ihr ihre Kleider zu entreißen, um sie dem Spotte und der Beschämung Preis zu geben, hüllte er sie in bergende Gewänder, und entzog sie so dieser schwersten aller Demüthigungen. Unterdessen war der Jüngling, der sie liebte, gestorben, und des Landpflegers Zorn gegen sie entbrannte nun zur höchsten Wuth. Obgleich ihr Gebet den Verstorbenen wieder in's Leben zurückrief, so warf man sie doch, da sie fest auf ihrer Weigerung beharrte, in's Feuer, [105] um sie zu tödten. Aber die Flammen schonten den heiligen Leib, und erloschen, da er sie berührte. Endlich machte das Schwert ihren Leiden ein Ende. Sie ward enthauptet und in Rom begraben, wo liebliche Düfte aus ihrer Gruft drangen, und Gebrechliche und Kranke, die mit Andacht an ihrem Grabe beteten, geheilt wurden. Einige Reliquien von ihr befinden sich in Antwerpen, Brüssel, Cöln, Paris, Maux und Rouen. Der 21. Januar ist der Tag, an dem man ihr Andenken feiert.

A.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 105-106.
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