Genoveva, die Heilige

[383] Genoveva, die Heilige, die Heilige und Schutzpatronin von Paris, geboren 423 in der Nähe von Nanterre, soll nach der Volkssage in ihrer Kindheit an den Ufern der Seine und Loire die Lämmer geweidet haben, nach Anderen von vornehmen Eltern abstammen, welche in Nanterre wohnten. Gewiß ist, daß sie ihre Kindheit in friedlicher Stille verlebte und daß es der Wunsch ihres Vaters war, sie möge ihr Leben vorzugsweise der Kirche weihen und ihre persönliche Neigung schien dieser Absicht entgegen zu kommen. Als daher die Bischöfe von Auxerres und Troyes einst durch ihren Wohnort reisten, fiel ihnen das reizende erst 7jährige Mädchen durch seine liebenswürdige Andacht auf und sie boten bereitwillig[383] die Hand, dasselbe schon in einem noch so zarten Alter, das Gelübde der Jungfräulichkeit ablegen zu lassen. Diese feierliche Handlung prägte sich tief in das kindliche Herz und sie ward seit dieser Zeit ein wahres Muster für die weibliche Jugend. Im 15. Jahre empfing sie den Schleier aus den Händen des Bischofs zu Chartres. Nach ihrer Eltern Tode lebte Genoveva in Paris bei ihrer Pathe, und wiewohl auch sie von Verleumdungen nicht unberührt blieb, so erwarb sie sich doch einen bleibenden Ruhm durch die seltene Geistesgegenwart und das innige Gottvertrauen, mit welchem sie ihre Mitbürger ermuthigte, als der Hunnenkönig Attila mit seinen Scharen Paris bedrohete. Der Sieg, welcher die Feinde entfernte, ward zum großen Theil den Gebeten der frommen Jungfrau zugeschrieben. Die Verehrung, welche ihr seit dieser Zeit zu Theil ward, vermehrte sich noch während einer Hungersnoth, als sie mit 12 Schiffen Getreide auf der Seine erschien, das Korn unentgeldlich an die Armen vertheilte, sich selbst aber die größten Entsagungen auferlegte. Auf ihre Veranlassung ward die Kirche von St. Denis (s. d.) erbaut und so groß war die Achtung, welche Genoveva beim Volke genoß, daß in Paris fast nichts Erhebliches ohne ihren Rath unternommen wurde. Sie starb fast zu gleicher Zeit wie der König Chlodewig und ward wie dieser in der Kirche St. Pierre beigesetzt. Viele Reliquien wurden nach ihrem Tode in einer besondern Kapelle aufbewahrt und 1242 ihr zu Ehren eine Kirche erbaut. Der ihr geheiligte Tag ist der 3. Januar. Sie soll an diesem Tage 500 nach Christus gestorben sein.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 383-384.
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