Andacht (Religion)

[203] Andacht (Religion) im Allgemeinen ist die Gemüthsstimmung, mittelst welcher unsere Gedanken auf einen Gegenstand vorzugsweise hingeleitet werden. Obschon nun unsere Seelenkräfte von jeder Erscheinung im gemeinen Leben so gefesselt und von allem Andern abgezogen werden können, daß sie momentan nur diesem einen Einflusse zugänglich sind, so wendet man den Begriff von Andacht doch gemeiniglich nur in religiöser Beziehung an, in sofern der Umgang mit dem höchsten Wesen eine Absonderung und Läuterung von allem Irdischen zur Bedingung macht; hier ist sie eine Erhebung des Herzens zum Uebersinnlichen und Ewigen. Es gibt eine active und passive Andacht. Jene äußert sich durch Gebet, diese durch Aufnahme von Gefühlen und Gedanken. Aus der Andacht entspringt die Frömmigkeit (s. d.), beide setzen das Bestreben der Erbauung voraus. Insofern die Andacht, eine Regung des Gemüths, nur von diesem ihren Ursprung ableitet, zugleich den Wunsch in sich schließt, mit einem höhern Wesen in Verkehr zu treten, dürfte sie ins besondere dem weiblichen Geschlechte eigen sein. – Petrarka und Matthisson haben u. A. hie Andacht des Weibes dichterisch geschildert.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 203.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: