Felicitas, die Heilige

[98] Felicitas, die Heilige, die Heilige. In Thabraca, einer afrikanischen Stadt, fielen unter der Regierung des römischen Kaisers Severus zwei christliche Frauen, Felicitas und Perpetua, nebst anderen Christen in die Hände der Heiden, denen nach mancherlei Mißhandlungen zugemuthet wurde, entweder den Götzen zu opfern, oder zu sterben. Da aber das Gesetz mit sich brachte, schwangere Weiber in solchen Fallen bis nach ihrer Niederkunft zu schonen und Felicitas in einem Monat ihre Entbindung erwartete, Perpetua aber einen Säugling an ihrer Brust nährte, so verzögerte man ihre Hinrichtung, obgleich Beide entschieden ausgesprochen hatten, daß sie sich lieber dem Tode, als der Abgötterei weihen würden. Während der kurzen, ihnen gegönnten Frist träumte Perpetua eines Nachts, daß vor ihren Augen eine goldene, bis in das Blau der Wolken reichende Leiter stand, deren Sprossen scharfe Schwerter waren, welche kein menschlicher Fuß ohne gefahrvolle Verletzung betreten konnte. An der untersten Sprosse lag ein feuerspeiender Drache, welcher jede Annäherung abwehrte. Dennoch schwang sich einer ihrer Mitgefangenen hinauf, und rief mit starker Stimme[98] mitten unter den Martern, man solle den Drachen nicht scheuen, sondern muthig seinem Beispiele folgen. Dieß Traumgesicht, in voller Begeisterung erzählt, gab ihren Mitgefangenen Muth, den bevorstehenden Leiden mit Ergebung entgegen zu sehen. Felicitas hatte eine frühzeitige und schmerzliche Niederkunft und bereits den folgenden Tag erduldete sie gleich ihren Gefährten, mit seltener Standhaftigkeit den Märtyrertod. Sie wurden von wilden Thieren zerrissen. Die katholische Kirche feiert diesen Tag jeden 7. Mai.

A.

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Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 98-99.
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