Drache

[217] Drache, ein fabelhaftes Thier, eine Ausgeburt der Phantasie und des Aberglaubens. Die Alten beschrieben ihn als ein unförmliches Thier mit 2 Füßen, einem Schlangenschwänze, Fledermausflügeln und einem oder mehreren grauenerregenden, oft sogar feuerspeienden Köpfen. Im Mittelalter legte ihm die Einbildungskraft noch Löwenfüße bei, ließ ihn Menschen und Thiere verschlingen, Gegenden verpesten, und der Kampf mit einem solchen Ungeheuer war immer die Großthat dieses oder jenes Ritterhelden. So erlegte St. Georg den Lindwurm (eine Art Drache), und den Kampf mit einem solchen Unthier auf Rhodus hat Schiller in seiner bekannten Ballade meisterhaft geschildert. – Schwer ist zu ermitteln, wie alle diese Sagen entstanden sind, doch finden sich Abbildungen solcher Ungeheuer auf Bildern, in Stein gehauen, auf Glasgemälden häufig aus jener Zeit. Der Glaube an ihre Existenz war damals allgemein verbreitet; bald bewachten sie einen Schatz, bald eine geraubte Jungfrau, und erlagen nur dem tapfersten und frömmsten Ritter. – In der griechischen Mythologie war der Drache dem Bacchus, dem Mars und der Minerva als Attribut zugeeignet. Medea und Ceres wurden in ihren Wagen von Drachen gezogen. – Merkwürdige Drachen sind der hesperische, mit 100 Köpfen, der die Hesperidenäpfel bewachte; der kastalische bewachte die[217] kastalische Quelle und das dortige Orakel; der kolchische das goldene Vließ etc.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 217-218.
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