Drache [4]

[285] Drache, 1) feurige, der Feuerkugel ähnliche Lufterscheinung, in ihrem schnellen Vorüberziehn einem feurigen D-n gleichend. Der Aberglaube betrachtete ihn sonst als Teufelsspuk, der, durch den Schornstein in ein Haus einziehend, Geld brachte. Von einem so Begünstigten sagt man: er hat den D. 2) Mechanischer Apparat, aus einer leichten, vorn u. hinten zugespitzten Fläche bestehend, mit einem schwanzartigen Anhange an dem hintern Ende. Meist wird er aus, durch dünne Holzspäne ausgespanntem u. auch an den Rändern durch Holzspäne gespannt erhaltenem, zusammengeleimtem Papier bereitet; der Schweif, von etwa 7facher Länge des Körpers, ist von dünnem Bindfaden, in welchen man Papierstreifen einknüpft. An den längern Mittelstab wird eine schlaffe Schnur gebunden u. an diese ein leichter Bindfaden von bedeutender Länge befestigt. Wenn dieser D. bei mäßigem Winde in die Höhe geworfen u. dabei dem Winde entgegengezogen wird, so erhebt er sich durch den Stoß des Windes u. steigt, indem das schwanzartige Ende ihn in einer etwas schiefen Richtung gegen den Zug des Windes hält, durch diesen immer mehr u. allmählig, indem man den in der Hand gehaltenen Faden gleichmäßig nachläßt, so daß der Faden dabei seine Spannung nicht verliert, zu einer ansehnlichen Höhe, auf der er sich denn, unter fortwährendem Luftzug, wenn der Faden an einem festen Punkt befestigt ist, schwebend erhält. Musschenbroek gibt die Theorie des Steigens u. der Bewegung des D-ns; Schwenter lehrt auch, körperliche D-n in gleicher Art zu bereiten, die aber schwer in Bewegung zu setzen u. zu regieren sind. Die meist nur als Spielwerk benutzten D-n haben dadurch wissenschaftliches Interesse erhalten, daß Franklin ihn 1752 zuerst (nachher de Romas, Cavallo u. A.) benutzte, um die Elektricität von den Wolken u. überhaupt aus den höhern Luftregionen auf die Erde herabzuleiten (Elektrischer D.). Wirksamer wird der D., wenn man einen unechten Goldfaden mit sehr dünnem Bindfaden zusammendreht. Bringt man dann das Ende des Fadens von einem aufsteigenden D-n herab mit einem Elektrometer od. überhaupt einem elektrischen Apparat in Verbindung, so werden die wechselnden Elektricitätszustände in den hohen Gegenden dadurch evident dargelegt.[285]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 285-286.
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