Spannung

[496] Spannung, 1) der Zustand, in welchen ein Körper dadurch versetzt wird, daß eine auf irgend einen Punkt desselben wirkende Kraft durch. eine gleiche u. entgegengesetzte aus dem Molecularzusammenhange der Theilchen des Körpers entspringende Kraft aufgehoben wird, u. zwar unter der Beschränkung, daß beide Kräfte von dem gemeinschaftlichen Angriffspunkte aus von einander weg gerichtet sind; denn wenn sie gegen einander gerichtet sind, heißt der entsprechende Zustand Druck. S. entsteht also, wenn die Theilchen eines Körpers durch irgend eine Kraft von einander entfernt werden, ohne dadurch ihren Zusammenhang zu verlieren, z.B. die Sehne eines Bogens, die Saite eines Instruments etc. Sie kann blos bei elastischen Körpern stattfinden. Verschiedene S. der Saiten bewirkt einen höhern od. tiefern Ton, s. Schall C), E) u. G); zu große od. zu lange dauernde S. verändert den Zusammenhang der Theilchen od. hebt ibn ganz auf; eine zu stark gespannte Sehne wird schlaff, eine zu stark angezogene Saite springt etc. 2) In der Elektricitätslehre der Zustand, in. welchen die an einem Punkte angehäufte Elektricität dadurch versetzt wird, daß sie von einer benachbarten entgegengesetzten Elektricität angezogen wird, während sie gleichzeitig durch andere Kräfte, sei es der Widerstand eines zwischenliegenden Isolators, od. die galvanische Scheidungskraft der Berührung heterogener Metalle, daran verhindert wird jener Anziehung zu folgen. Diese S. ist also um so größer, je größer die Menge der an einem Punkt angehäuften Elektricität ist u. kann um so höher steigen, je größer die der Anziehung entgegengesetzt wirkende Kraft ist. 3) Den Dämpfen schreibt man eine gewisse S. zu, insofern sie ein von ihrer Dichtigkeit u. Temperatur abhängiges Expansionsvermögen (Bestreben sich auszudehnen) besitzen, durch den Widerstand der Gefäßwände aber, in welche sie eingeschlossen sind, od. im freien Raume durch die Schwerkraft, an der weiteren Ausdehnung verhindert werden; z.B. erreichen Wasserdämpfe im Maximum der Dichtigkeit bei 100° C. eine S., welche gleich dem Drucke der Atmosphäre ist, daher dann die Dampfblasen in einem offenen Gefäße aufsteigen können. Vegl. Dampf S. 670. 4) Die Breite eines Gebäudes, od. die Weite, nach welcher die Seitenmauern im Lichten von einander entfernt sind. 5) Die Entfernung zwischen zwei Widerlagern od. Unterstützungen bei Brücken etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 496.
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