Katharina die Heilige

[92] Katharina die Heilige, geb. 1347 zu Siena, empfand[92] schon als Kind eine so große Vorliebe für religiöse Andachts- und Bußübungen, daß sie nur Brod und Kräuter genoß, und kaum 8 Jahr alt, das Gelübde der Keuschheit ablegte. Von Jahr zu Jahr den frommen Zweck ihres Lebens immer strenger verfolgend, versagte sie sich selbst den Genuß des Brodes, lebte bis zu ihrem 20. Jahre nur von Wurzeln und Kräutern, und trat um diese Zeit in den Dominikanerorden. Von jetzt an umgürtete sie ihren Leib mit einer eisernen Kette, widmete sich vorzugsweise nur der Krankenpflege und redete während 3 Jahren bloß in der Beichte. Aus dem Kloster in das Leben tretend, entfaltete Katharina eine Beredsamkeit, die unzählige von Sündern auf den Weg der Tugend zurück führte. Immer größer ward ihre Wirksamkeit, immer weiter verbreitete sich ihr Ruf. Auf einer Versammlung der Kardinäle, welche die Aufhebung des Schisma zwischen dem römischen und avignon'schen Papste beabsichtigte, sprach sie so kräftige, überzeugende Worte, daß der Letztere dadurch veranlaßt wurde, nach Rom zurück zu kehren. Mehrere Wunder, welche Katharina verrichtete, steigerten die Bewunderung für sie bis zur Verehrung, um so mehr, da sie betheuerte, mit dem Heiland selbst verlobt zu sein, von ihm Besuche und Offenbarungen empfangen und sein Blut aus dessen Seite getrunken zu haben. Papst Urban VI. rief K. 1378 nach Rom, wo sie auch 1380 starb, aber erst 1461 von Pius II. heilig gesprochen ward. Ihre gesammelten Schriften wurden 1553 von dem Dominikaner-General Raymund zu Köln herausgegeben, und in ihrem Geburtsorte feierte man lange Zeit am 30. April ihr Verlobungsfest mit dem Heiland.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 92-93.
Lizenz:
Faksimiles:
92 | 93
Kategorien: