Henriette Alexandrine Friederike, Erzherzogin von Oestreich

[252] Henriette Alexandrine Friederike, Erzherzogin von Oestreich, Prinzessin von Nassau-Weilburg, Gemahlin des Erzherzogs Karl von Oestreich, geboren am 30. October 1797, gestorben am 29. December 1829, eine der edelsten und vortrefflichsten Fürstinnen, deren erhabene und beglückende Eigenschaften noch heute in dem dankbaren Andenken von Tausenden leben, deren Thränen die Verewigte getrocknet hatte, denen sie Vorbild und Muster in allen Tugenden gewesen war Am 1. September 1815 mit dem Sieger von Amberg. Stockach, Caldiero und Aspern vermählt, war sie bis zu ihrem Tode der Abgott ihres edlen Gemahls, die zärtlichste Mutter ihren vier blühenden Kindern und eine der schönsten Zierden des ehrwürdigen Kaiserhauses. Ein höchst beklagenswerther Vorfall, der sich bei Gelegenheit der Beisetzung der fürstlichen Leiche begab, erhöhte die tiefe Trauer der erhabenen Regentenfamilie eben so, als er die allgemeine Entrüstung des Publikums rege machte. Ein roher Fanatismus, wie es damals durchgängig hieß, durch den päpstlichen Nuntius entzündet, war im Begriff, ihr, der geliebten Erzherzogin, der Enkelin Adolph's von Nassau, der dem ersten Habsburg auf Deutschlands Throne folgte, der Gemahlin des dem östreichischen Heere und der Geschichte unvergeßlichen Erzherzogs Karl, die ihr gebührende Stelle in der Todtengruft zu versagen, die nach altherkömmlicher Sitte die Leichname verblichener Mitglieder des Kaiserhauses in der Gruft bei den Kapuzinern, die Herzen [252] in der Lorettokapelle bei den Augustinern, und die Eingeweide im Dom zu St. Stephan finden. Nur die ernstliche Vermittlung des erhabenen Kaisers selbst und sein schönes Wort: »Sie hat in Liebe mit uns gelebt, sie soll auch in Liebe unter uns ruhen!« sicherte der theuern Verewigten ihr Grab. – Ihrem Andenken hatte der Erzherzog früher schon die Weilburg in dem unsern Baden bei Wien gelegenen reizenden Helenenthale (s. d.) erbaut.

X.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 252-253.
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