Anstand

[235] Anstand, ist die Uebereinstimmung unseres Handelns mit Stand und Lebensverhältnissen. Wir sollen nichts thun und nichts unterlassen, was unser Geschlecht, Alter, Glückszustand und unsere bürgerliche Stellung fordert. So will es die Convenienz – der nothwendige Anstand – zum Unterschiede vom natürlichen, den man Schicklichkeitsgefühl nennt. – Letzteres vor Allem ist ein Prärogativ der Frauen, es ist das Kaleidoskop der weiblichen Seele, die so leicht die Strahlen der Außenwelt in sich aufnimmt und mit dem Farbenschmucke des innern Lebens auf ihre nächsten Umgebungen zurückwirft. – Es ist die Tonleiter, deren Akkorde, mit Wohllaut und Einklang bis in die feinsten Nerven des Haus- und Gesellschaftslebens dringen. – Es ist der weibliche Nimbus, der Wort und Laut mit jenem Zauber umgibt, der gleich mächtig zur Verehrung und Huldigung auffordert.:

B–l.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 235.
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