Aristoteles

[289] Aristoteles. der scharfsinnigste Denker, thätigste Forscher, und der scharfsinnigste Gelehrte des alten Griechenlands, wurde 384 vor[289] Chr. zu Stagira in Macedonien geboren. Etwa 17 Jahre alt, begab er sich nach Athen, wo er 20 Jahre lang den Umgang und Unterricht Platon's benutzte. Auch war er der erste Privatmann, der eine größere Bibliothek anlegte. Wenn in der Philosophie seines Lehrers Platon mehr die Phantasie und das Gefühl hervortraten, so war dagegen bei Aristoteles die Schärfe der Urtheilskraft vorherrschend, und so verfolgten beide Geister bald eine verschiedene Bahn. Im 41. Jahre seines, den tiefsten und umfassendsten Forschungen gewidmeten, Lebens ward Aristoteles von dem Könige Philipp von Macedonien zum Lehrer und Erzieher des damals 15 jährigen Alexander's berufen, und was in den Plänen des nachherigen Welteroberers sich Weises, Edles und Großes ausspricht, ist unstreitig auch eine Frucht der Erziehung durch den Aristoteles. Etwa 50 Jahre alt, trat Aristoteles als Lehrer der Philosophie in Athen auf, und lehrte dort, als Stifter der peripatetischen Schule, unter den Schattengängen des Lykeion (Lyceums) dreizehn Jahre lang, als er, der Irreligiosität angeklagt und genöthigt ward, Athen zu verlassen. Er begab sich nach Chalkisin Euböa, und starb daselbst 63 Jahre alt, wahrscheinlich an genommenem Gifte. Nach den vorhandenen ältern Verzeichnissen muß Aristoteles über 500 Schriften abgefaßt haben.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 289-290.
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