Baden-Baden

[408] Baden-Baden, im Großherzogthum B., liegt in einem freundlichen Thale am Ausgange des Schwarzwald-Gebirges. Die Stadt ist von den Römern unter Hadrian und Marc Aurel Antonin gegründet und Civitas Aurelia aquensis genannt worden. Unter dem Schlosse werden merkwürdige Gewölbe und Gemächer gezeigt, die römischen Ursprungs und später zur Vehme eingerichtet gewesen sein mögen, aber auch zu Bädern gedient haben. Auf einem nahgelegenen Berge ist die Ruine des alten Schlosses. Baden hat 16 warme Quellen von 40–54°, die ein muriatisch-salinisches geschwefeltes Stahlwasser geben. Es gibt daselbst viele Wohn- und Gasthäuser mit Bädern und auch Badehäuser; in allem 275 stehende[408] Badekasten. Besonders heilsam ist das Wasser bei unterdrückter Ausdünstung, rheumatisch-gichtischen und paralytischen Beschwerden. Es wird auch getrunken, durchströmt den Körper angenehm und ist besonders gegen Krankheiten des weiblichen Geschlechtes wirksam. – Der Mittagstisch kostet für 20–30 Gerichte 1 fl. oder auch nur 48 Kr. Der Affenthaler Wein ist die beliebteste Sorte der Landweine. – Der Aufenthalt in Baden ist großartig und das Gewühl oft erstaunlich, weil besonders des Sonntags Tausende von Bewohnern der Umgegend hierher kommen. Der Badegast lebt hier sehr frei und ungezwungen. Die Stadt hat 400 Häuser und 3000 Einwohner, schöne Gebäude, worunter sich die Antiquitäten-Halle auszeichnet. Die ganze Gegend ist ein großer Garten und jeder Weg ein Spaziergang. Das Thal der Oos, das Promenadenhaus, die große Eichenallee, die Promenade um die Stadt, der neue Schloßberg, mehrere Gärten sind die Sammelplätze der Badewelt. Nahegelegene Orte sind das Kloster Lichtenthal, das Jesuitenschlößchen, die malerisch gelegene Kapelle zu den drei Eichen, das alte Schloß, die Ebersteinburg, das Jägerhaus, die Teufelskanzel, das Geroldsauer Thal, das Kloster Framersberg, der große Stauffenberg, die Feste Yberg, das Murgthal mit mehreren Sehenswürdigkeiten, der Flecken Langensteinbach u. s. w. Der zwei Stunden davon entfernt strömende Rhein und die vielen Städte in nicht zu großer Entfernung vermehren die Zielpunkte der Lustpartien.

D.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 408-409.
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