Sonntag

[291] Sonntag, eigentlich Sonnentag, der dies solis der Römer und dies dominica, Herrentag, der christlichen Kirche, der wöchentliche Ruhe- und Festtag, an welchem die Gläubigen sich aus dem Staube irdischer Sorgen zum himmlischen Lichte emporheben, wo in der heiligen Nacht des Gottestempels das Sonnenlicht der göttlichen Wahrheit erglänzt. Viele christliche Dichter schildern ihn als ein wundersüßes Engelkind im Gewande von Sonnenschein mit der lächelnden Miene der Versöhnung auf dem klaren Kindesantlitz, der freundlich-ernst auf das Lauten der Glocken und die Gesänge der Betenden hört, alles Gemeine des Werkeltags aus seiner Nähe bannt, und dem Menschen tief in die Brust schaut nach seinem Vollmachtsbriese des Himmels, dem Herzen. Vorzüglich würdig und ernst wird er in England empfangen. – Der nächste S. nach den Quatembern heißt der goldene S., und ein an einem solchen S. geborenes Kind ein Sonntagskind, welches dem alten Aberglauben zufolge Gespenster sehen und vorzüglich glücklich werden soll.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 291.
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