Chamisso, Adelbert von

[324] Chamisso, Adelbert von, auf dem Schlosse Roncourt in der Champagne am 27. Januar 1781 geboren, durch die Stürme der Revolution mit seinen Eltern vertrieben, ward in Berlin erzogen und Page der Königin; diente hierauf bis zum tilsiter Frieden im preußischen Heere und kehrte dann nach Frankreich zurück, wo er bis zum Jahre 1812 als Professor am Lyceum zu Napoleonville angestellt war. Allein die Neigung sich seinem Lieblingsstudium, den Naturwissenschaften, ganz zu widmen, und die Anhänglichkeit, die er für sein zweites Vaterland gewonnen hatte, zogen ihn wieder nach Berlin, und hier war es, wo sich ihm die vortheilhafte Gelegenheit bot, Otto von Kotzebue 1815 auf seiner Reise um die Welt zu begleiten; 1818 nach Berlin zurückgekehrt, fand er dort durch seine »Bemerkungen und Ansichten auf einer Entdeckungsreise« empfohlen, eine Anstellung, in der er seit 1829 dem Fache der Botanik bei den dortigen wissenschaftlichen Instituten vorsteht. – Chamisso trat 1813 mit seinem Peter Schlemihl, dem von der Welt verstoßenen Schattenlosen, auf, und erregte durch dieses eben so liebenswürdige als geistreiche Mährchen allgemeine Bewunderung; in den letzten Jahren dagegen, seitdem 1831 die erste und 1834 die zweite Auflage seiner Gedichte erschien, hat Deutschland ihn als einen vortrefflichen Dichter achten gelernt, und ihm nach Uhland den ersten Platz auf seinem reichen Parnaß angewiesen. Seit 1830 gibt Chamisso in Verbindung mit G. Schwab den deutschen Musenalmanach heraus. Peter Schlemihl ist fast in alle europäische Sprachen übersetzt worden. In Chamisso's Dichtungen weht der Geist eines tiefen Ernstes, einer bittern Entsagung, einer glühenden Liebe für Recht und Freiheit; nur selten aber dann um so willkommener und freundlicher begegnet uns unter jenen dunkeln Gestalten ein innig[324] heiteres Lied, das wie die thauerfrischte Rose unter wehmuthdüstern Cypressen zum tiefsten Herzen spricht.

T.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 324-325.
Lizenz:
Faksimiles:
324 | 325
Kategorien: