Diaz, Bartolomeo

[173] Diaz, Bartolomeo, ein kühner portugiesischer Seefahrer des 15. Jahrhunderts, erhielt von seinem Könige Johann II. im August des Jahres 1486 den Auftrag, längs der afrikanischen Küste nach Süden zu segeln, um die durch andre muthige Entdecker bereits gewonnenen Kenntnisse jener fernen Länder noch mehr zu erweitern und vielleicht sogar die so lange ersehnte Gewißheit zu holen, daß das südlichste Ende Afrika's zu umschiffen sei, und dadurch der Seeweg nach Ostindien möglich werde. Nach großen Gefahren, verursacht durch Meutereien unter seiner Mannschaft, und die furchtbarsten Stürme, die dort ihre Heimath haben, gewahrte der kühne Mann, als man ihn zur Rückkehr gezwungen, plötzlich mitten im Brausen der Wogen und Orkane, sich gegenüber das Vorgebirge, das Ziel seiner heißesten Wünsche, was er kurz vorher unbemerkt im Dunkeln umschifft hatte. Zum Andenken an die überstandene Noth nannte er es Cabo de los tormientos, Vorgebirge der Stürme, doch sein König, zu dem er im October 1487 glücklich, wiewohl auf ganz durchlöcherten Schiffen, zurückkehrte, verwandelte den Namen in Vorgebirg der guten Hoffnung, weil nun kein Zweifel mehr obwaltete, daß der Seeweg nach Ostindien gefunden sei. Dem großen Vasco de Gama war es aufbehalten, diese glorreiche Fahrt als der Erste zu machen, unser Diaz aber ward auf einer andern Seereise mit Don Pedro Alvarez Cabral, welche die Entdeckung Brasiliens zur Folge hatte, an eben dem Cap der guten Hoffnung von den Meereswellen verschlungen, am 29. Mai 1500. In der Louisiade deutet Camoëns, Portugals größter Dichter, auf den[173] tragischen Untergang des berühmten Schiffers, als er den Luftgeist an jenem Cap hausend, sagen läßt:

Hier hoff' ich einst an Jenem mich zu rächen,

Der mich erkundend meine Ruh' gestört.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 173-174.
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