Ecarté

[258] Ecarté, das neueste Kartenspiel, welches die Mode in die glänzenden Salons von Paris eingeführt hat, von dort nach allen Seiten auswandernd auch schon den Weg über den Rhein fand, ohne indessen bei uns noch allgemein gekannt und beliebt zu sein. Die Spieler, immer nur zu zwei und zwei, bedienen sich der gewöhnlichen, französischen Karte, jeder erhält 5 Blätter, das hier auf folgende wird oben auf das übrige Spiel gelegt und gilt als Trumpf. Der, welcher die Vorhand hat, sieht nun, ob er nicht wenigstens 3 Stiche zu machen hoffen kann. Ist dieß nicht augenscheinlich, so sagt er: je propose. Antwortet der Gegner: j'accepte, so kauft der Erstere 1–5 Karten und wirst dafür von den Seinen dieselbe Zahl aus. Der Gegner kauft nun auch und der Erstere kann so fortfahren, bis es ihm verboten wird, was übrigens dem Gegenspieler gleich anfänglich frei steht. Die Vorhand spielt natürlich auch aus, und es sticht dann der König die Dame, der Bube das As, Trumpf alle übrige Blätter. Wer die meisten Stiche hat, legt 1 an, wer vielleicht Alles stechen konnte, 2, und wer Trumpf-König hatte, legt ebenfalls 1 an. Die Partie gewinnt, wer zuerst 5 anlegen konnte. Die Spieltische sind dabei von einer Menge Zuschauer umgeben, die für diesen oder jenen Spieler wetten, und selbst die jüngsten Damen verlassen den Tanz, um mit einem vom gefälligen Gemahle erhaltenen Goldstücke auch so das ihrerseits anziehende écarté zum Hazardspiele steigern zu helfen. All' die kleinen Künste seiner Koketterie werden in Anwendung gebracht, um den Gegner zu verwirren, und die häßlichste der Leidenschaften, die Spielsucht verzerrt auch die reizendsten Züge, wenn das verhängnißvolle perdu vom grünen Tische erschallt.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 258.
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