Elisabeth von der Pfalz

[374] Elisabeth von der Pfalz von der Pfalz, eine der geistreichsten und gelehrtesten Frauen ihrer Zeit, war eine Tochter Friedrich's V., Kurfürsten von der Pfalz und Elisabeth's von England, und am 26. December 16118 geboren. Sie zeigte schon in ihrer Jugend eine auffallende Neigung zu den ernsten Wissenschaften, studirte mit seltenem Eifer die Werke der neuern Philosophen und wandte sich so entschieden der Schule des Cartesius zu, daß sie diesen veranlaßte, nach Leyden, wo ihr Vater während der Ereignisse des 30jährigen Krieges seinen Aufenthalt genommen hatte, an dessen Hof zu kommen und ihr Unterricht zu ertheilen. Cartesius versichert in der Zueignung seiner »Principes de philosophie« an sie, daß keiner seiner Schüler so ganz in das innerste Wesen seines Systems eingegangen wäre, als die Pfalzgräfin Elisabeth, die aus Liebe zu ihren Studien selbst eine Krone ausschlug, die der König Wladislaw IV. von Polen ihr mit seiner Hand antrug. Sie zog sich dadurch die Ungnade ihrer Eltern zu und wandte sich deßhalb nach Deutschland, wo sie gegen das Ende ihrer Tage in der lutherischen Abtei zu Hervorden die erste Schule der Cartesianismus begründete. Sie starb daselbst i. J. 1680, nachdem sie, obgleich niemals von dem Calvinismus, in dem sie geboren war, abtrünnig geworden, die Grundsätze des Katholicismus in sich aufgenommen hatte.

R.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 374.
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