Helikon

[239] Helikon. In Böotien, dem Vaterlande Hesiod's, Pindar's und der Korinna, erstreckt sich von SO. nach N.W. eine Kette bewaldeter Hügel mit sanften Thälern und rauschenden Bächen. Der berühmteste derselben, dem Parnaß gegenüber, ist der Helikon. Ewig grün, ewig klar, ragt er in die heitre Luft empor, silberne Quellen rieseln von seinem Rücken herab; er erzeugt heilsame Kräuter und duftige Blumen. So kam es, daß die griechische Mythe hierher den Wohnsitz Apollo's und der Musen verlegte. Hier weilte Amor mit den Grazien, Nymphen umschwärmten in hellen Nächten den Fuß des Berges und weilten in seinen grünen Hainen Man errichtete ihnen hier Tempel und Altäre, weihte ihnen Quellen und Grotten. Hier war die Aganippe, aus welcher die Dichter heilige Begeisterung tranken. Ueber ihr erhob sich der Musenhain, von welchem die Hippokrene zwischen blumigen Ufern herabrieselte. Alljährlich beging man hier Feste, schmückte die den Nymphen geweihten Grotten, bekränzte die Bildsäulen der Dichter Orpheus, Arion etc, trank aus den heiligen Quellen und brachte dem Apollo in dem prachtvollen Tempel am Gipfel des Berges Opfer. Jene Herrlichkeit ist nunmehr freilich versunken; noch ragt der schöne Berg mit seinen grünen Hainen zum blauen Himmel empor; aber Altäre und Tempel sind zerfallen, der Helikon heißt jetzt Sagarra, di. Hasenberg, und nur die Erinnerung heiligt die Orte, wo vordem Götter niederstiegen und dem Menschenauge in ihrer himmlischen Klarheit sichtbar wurden.

K.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 239.
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