Jesuiten

[403] Jesuiten, Gesellschaft Jesu, der von dem heil. Ignaz von Loyola gestiftete geistliche Orden. Ursprünglich war die Bekehrung der Ungläubigen sein Zweck, als aber ein ausgebrochener Türkenkrieg den Plan vereitelte, so organisirte der heil. Ignaz in Folge[403] eines Traumgesichtes die Mitglieder zu einem förmlichen Orden, der 1540 auch die päpstl. Bestätigung erhielt. Der Hauptzweck war, sich unter den Gelübden der Armuth, Keuschheit und des Gehorsams, der Bekehrung der Heiden, so wie besonders der eigenen Vervollkommnung und der des Nächsten aufopfernd zu widmen. Ihr Hauptverdienst bestand zu allen Zeiten im Unterrichte der Jugend, sie legten prachtvolle Klöster, Schulen, Gymnasien, Lyceen an, und so geschah es, daß dieser Orden der mächtigste der Christenheit wurde und sich weit hin nach beiden Hemisphären ausbreitete. – Nach merkwürdigen Schicksalen und Verfolgungen in Frankreich, Portugal, Spanien, Neapel wurde der Orden vom Papst Clemens XIV. (Ganganelli) im J. 1773 in allen Staaten der Christenheit aufgehoben. Einige Zeit erhielten sie sich modifizirt noch in Preußen, länger in Rußland, bis Pius VII. 1814 durch eine Bulle den Orden in seiner vorigen Gestalt wieder einsetzte. In Spanien wurde er 1818 von Ferdinand VII. in Besitz aller seiner vormal. Güter gesetzt; eben so auch nach Neapel und. Sicilien zurückgerufen. 1820 mußten sie Rußland und Polen verlassen; bald darauf erhielten sie auch in Frankreich Congregationen, Seminarien etc. Als 1835 sämmtliche Klöster in Spanien und Portugal aufgehoben wurden, verließen in Folge dieser Maßregel die Jesuiten beide Länder. Dagegen sind sie in der Schweiz, besonders im Canton Freiburg, sehr mächtig geworden und man zählte 1829 in den Collegien und Seminarien daselbst 1465 Jesuiten und Jesuitenanhänger.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 403-404.
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