Kalkbrenner, Friedrich

[42] Kalkbrenner, Friedrich, gehört als Componist und Pianofortespieler zu jenen Größen, deren Zeit sich immer mehr abschließt und von der unsrigen scheidet. Seine Compositionen haben den Grundzug des Materiellen, Phrasenreichen, der ihnen allen den Erkennungsstempel aufdrückt, seine Phantasie quillt nur zuweilen in hyppokrenischem Wasser; seine Werke sind zu klar verständig, um geistreich zu sein, zu bequem und angenehm, um eng zu fesseln. Wäre der Vergleich so passend als richtig, so könnte man sie mit Hausmannskost vergleichen, denn das seine Gewürz fehlt; doch erheben sich einige derselben weit über dieß allgemeine Urtheil, z. B. sein D-Moll Concert, seine Effusio musica, Gage d'amitié etc. In technischer Hinsicht sind seine Compositionen mit der gewandten Kenntniß eines ersten Virtuosen gemacht, und zwar so geschickt und handgerecht, daß sie meistens mehr für den Hörer brillant sind, als sie dem Spieler wirklich ausgesuchte Schwierigkeiten darbieten. Die Leistungen des Virtuosen sind zu bekannt, um sie näher beleuchten[42] zu dürfen; er war als solcher jedenfalls bedeutender, wie als Componist, obgleich einiges der Charakteristik des Componisten auch auf jene zu übertragen, da beide eng in einander verschlungen sind. Sehr anerkennungswerth sind seine Verdienste um das Piano in pädagogischer Hinsicht, das Studium seiner Clavierschule, seiner Etuden etc. ist für die Bildung jedes Pianisten nöthig. Fr. K., geb. 1188 in Berlin (sein Vater war der bekannte Comp. und Clavierspieler Christian K.), wurde am Conservatorium in Paris von Catel in der Composition und von Adam im Pianofortespiel unterrichtet. Nach einer Reise durch Deutschland wurde er in London Schüler Clementi's und verband sich einige Zeit mit Loqui. Von dort ging er nach abermaligen Kunstreisen nach Paris. Hier steht er mit Pleyel einer durch Größe wie durch Berühmtheit ausgezeichneten Pianofortefabrik vor.

– k.

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Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 42-43.
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