Martineau, Henriette

[130] Martineau, Henriette. Diese originelle englische Dichterin beschäftigt sich vorzugsweise mit der Staatswirthschaftslehre. In mehr als 20 Bänden hat sie ihre Erfahrungen, Beobachtungen und Vorschläge, diesen Gegenstand betreffend, veröffentlicht. Sie vollführte dieß aber nicht auf dem trockenen wissenschaftlichen Wege, sondern in der anziehendsten Form; sie vermählte die Poesie mit der Didactik. Die abstracktesten und tiefgedachtesten Grundsätze kleidet sie in das Gewand der Erzählung, die dem Romane gleicht, und namentlich die vornehme engl. Damenwelt lernt aus diesen Schriften die Lehren kennen, welche für Haus und Staat die herrlichsten Früchte tragen. In Deutschland sind ihre Werke unter dem Titel: »Erläuterungen der Staatswirthschaftslehre« bekannt geworden; wir empfehlen sie den Gebildeten des weiblichen Geschlechtes als vom höchsten Interesse und größten Nutzen. Die[130] Prinzipien der Miß Martineau bewegen sich um den Fundamentalsatz, daß Arbeit und verständige Thätigkeit die Quelle Alles Wohlstandes sind. Sie vermehrt und vervollkommnet die Güter und macht Familien und Staaten glücklich. – Die kluge Dame reiste vor einigen Jahren nach Nordamerika, um zu sehen, ob die Grundsätze der Staatswirthschaftslehre, welche sie so eindringlich und faßlich dargestellt hat, alle die Früchte tragen, die sie mit Recht davon erwartet. Von ihrer schriftstellerischen Thätigkeit ist übrigens noch ein fruchtbringendes Fortwirken in der eingeschlagenen, eben so ehrenvollen als segenbringenden Wirksamkeit zu erwarten. Henriette M. wurde 1802 zu Norwichs geboren und leidet seit ihrer Kindheit an Taubheit.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 130-131.
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