Memnon und Memnonssäule

[179] Memnon und Memnonssäule. Memnon, Aethiopierfürst, ein Sohn des Tithonos und der Eos (Aurora), begabt mit hoher Schönheit, begleitete seinen Oheim Priamos im trojanischen Kriege, tödtete den Antilochos, Nestor's Sohn, einen Freund des Achilleus, und ward von Letzterem selbst erschlagen. Memnon's Mutter erflehte für ihren Sohn vom Zeus Unsterblichkeit, trug ihn aus dem Schlachtgetümmel, bestattete seinen Leichnam[179] und weinte auf seinem Grabe den Morgenthau. In der thebaischen Wüste wurde ihm ein 60 Fuß hohes Bild errichtet, in Gestalt eines sitzendes Mannes, den Blick gegen Sonnenaufgang gerichtet. Sobald die ersten Strahlen der Sonne das Bild berührten, ertönte es mit einem hellen freudigen Klange, aber am Abend, wenn die Sonne sank, ließ es einen dumpfen, klagenden Ton erklingen. Lange war von dem gesangähnlichen Tönen des Memnonbildes im Strahl der Frühe die Rede, zu manchem schönen Bilde lieh der Sohn Aurorens den Dichtern Stoff und Farbe, während das Bild ein Gegenstand der Forschung wurde. Von der Zeit halb zerstört und versandet, war immer noch die Memnonsbildsäule neben den Pyramiden und den riesigen Sphinxbildern eins der größten Wunder der Thebais; neuere Forschung aber hat die Illusion zerstört, da man weiß, daß sich im Bilde ein Priester verborgen hielt, der jenen wunderbaren Schall hervorbrachte.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 179-180.
Lizenz:
Faksimiles:
179 | 180
Kategorien: