Mongolen

[267] Mongolen, ein mächtiger Völkerstamm des nördlichen Asiens, der in der Aera der christlichen Zeitrechnung zweimal welterobernd aufgetreten ist: unter Dschingis-Khan und Tamerlan. Nördlich von der großen chinesischen Mauer stürzten sich diese barbarischen Nomadenhausen herab, unterjochten zwei tartarische Reiche, eroberten Turkestan und Persien, fielen in Rußland ein, wandten sich von da wieder nach Ostasien, zertrümmerten das Khalifat von Bagdad, und unterjochten das chinesische Reich. 1237 drangen sie auf's Neue in Rußland ein, eroberten Moskau, verheerten Polen, verbrannten Krakau, und erschienen selbst in Schlesien und Mähren. Gegen Ende des 13. Jahrh. erstreckte sich ihr Reich vom chinesischen Meere und von Indien bis an die Grenze Polens. Im 14. Jahrhundert endlich begann ihre Macht zu sinken, erhob sich aber von Neuem gegen Ende desselben durch Timur oder Tamerlan, welcher mit seinen Schaaren Persien, Mittelasien und Ostindien überschwemmte, und den Sultan Bajazet überwand. Nach dessen Tode zerfiel das Reich in mehrere Theile, aber eine neue Monarchie gründete Babur 1519 in Indien, das nachmalige Reich des Großmoguls. Dieß bestand bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts, wo es in mehrere hindostanische Staaten zerfiel. Die jetzigen Ueberbleibsel der mongolischen Völkerschaften leben theils unter russischer, theils unter chinesischer Botmäßigkeit; mit den Kalmucken vermischt, halten sich als Nomaden etwa 400,000 Seelen im Gouvernement von Irkutsk auf. – Sie sind von mittelmäßiger Größe, aber festem Körperbau, mehr[267] hager als wohlbeleibt. In steter Berührung mit den Russen haben sie mildere Sitten angenommen. Sie leben von ihren zahlreichen Heerden, wohnen in großen Filzzelten (Jurten), und bekennen sich größtentheils zum Buddhaismus. Die chinesischen Mongolen, die von eigenen Khans regiert werden, gleichen, was die Körperbildung betrifft, den russischen; sie haben große, längliche Köpfe, kleine, tiefliegende Augen, starke Backenknochen, platte Nasen. Ihre Farbe ist gelbbraun, ihre Gestalt schlank. Sie essen das Fleisch gefallener Thiere, aber am liebsten junge Füllen und gespickten Pferdebraten. Ihr Getränk ist saure Milch oder Branntwein, aus Pferdemilch gezogen. Thee und Tabak sind allgemein im Gebrauche. Die Männer tragen ein kurzes, offenes Hemd, weite, baumwollene Hosen, Westen von Seide mit Aermeln, und ein langes, tuchenes Oberkleid. Die Weiber, welche man nicht unschön nennen kann, haben gleichfalls lange Hosen, ein um den Hals anliegendes Hemd und zwei Oberkleider, wovon das obere länger ist. Die Haare flechten sie in mehrere Zöpfe. Im Sommer bedecken sie sich mit Hüten, im Winter mit gelben, pelzverbrämten Mützen. Ihre Wohnungen sind ein mit Filz bedecktes, hölzernes Gitterwerk; in der Mitte ist der Feuerplatz, und oben eine Oeffnung, die als Schornstein und Fenster zugleich dient.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 267-268.
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