Oel

[484] Oel, ein fettiger, harziger und leicht brennbarer Stoff, der in allen drei Reichen der Natur gefunden wird. Man unterscheidet[484] hauptsächlich fette und ätherische oder flüchtige Oele. Erstere werden meist aus Samen gepreßt, schwimmen auf dem Wasser, lassen sich in Weingeist nicht auflösen und bekommen, wenn sie alt werden, einen beißenden Geschmack und widrigen Geruch. Ihre mannigfache Anwendung in der Haushaltung, theils zu den Speisen, theils zum Erleuchten, ist bekannt; viele von ihnen sind unter den besonderen Artikeln specieller erwähnt, und es sei deßhalb hier nur noch etwas über das Oel zum Brennen gesagt. Reines Oel ohne alle Beimischung erreicht diesen Zweck am vollkommensten, dabei muß es aber trocken aufbewahrt und jede Art von Gährung vermieden werden. Frisch ausgepreßte Oele verbrennen geschwinder als alte, abgelagerte, weßhalb in einer guten Haushaltung das Brennöl vorräthig gekauft werden muß. Je schwerer und dichter ein Oel ist, desto weniger Theile steigen davon auf einmal in den Docht und desto sparsamer brennt es. Man hat beobachtet, daß eine gleiche Quantität Leinöl 8 Stunden, Baumöl 10 Stunden, Rüböl eben so lange, gereinigtes Rüböl 12 Stunden, Hanföl 11 Stunden etc. brannte. Das Olivenöl hat die Eigenschaft, daß es am hellsten brennt und am wenigsten raucht. Das gewöhnliche Rüböl brennt zwar sparsam, aber dunkel und raucht, dagegen das gereinigte Rüböl für den gewöhnlichen Gebrauch am praktischsten sein dürfte. Wer sich Oel kauft, um es aufzubewahren und abklären zu lassen, darf nicht versäumen, es dann und wann behutsam umzufüllen und den Bodensatz zu entfernen, weil sich dieser mit der Zeit wieder auflöst und das Oel trübe macht. Um das Ranzigwerden des Oeles zu verhindern, nehme man Zucker, den man durch kaltes Reiben mit etwas Oel aufgelöst hat, und schütte ihn in das Gefäß; auch ist zur Verbesserung von verdorbenen Oelen Kohlenstaub zu empfehlen; eben so erreicht man diesen Zweck durch Schütteln mit warmem Salzwasser und nachheriges Stehenlassen zum Klarwerden. Die ätherischen Oele sind fast durchgängig Pflanzenstoffe, flüchtiger als die fetten Oele. leichter brennbar, und haben[485] alle einen mehr oder minder starken, meist lieblich-balsamischen Geruch, und werden deßhalb zum Theil zu Pomaden, Essenzen etc. gebraucht, weil sie sich in Weingeist und fetten Oelen auflösen und diesen ihren Duft mittheilen, was selbst bei dem Wasser anwendbar ist. Unsere wohlriechenden Wässer werden gewonnen, indem man die flüchtigen Oele damit blos schüttelt, wodurch sie etwas weniges davon annehmen, oder indem man die Blätter und Blüthen, welche solche Oele enthalten, mit Wasser destillirt. Man hält in der Regel den Gebrauch solcher Wässer für unschädlich, doch ist gewiß, daß eine übermäßige Anwendung derselben die Nerven reizt und endlich schwächt.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 484-486.
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