Sünde

[479] Sünde. Jeder Fehltritt in dem Leben wird ein Rückschritt in der sittlichen Vervollkommnung. Ihn thut die Sünde. Sie steigt über Linien und Schranken und bricht die verbotene Frucht. Sie irrt auf staubigen Seitenwegen und morastigen Heerstraßen und befleckt die äußere Gestalt und innere Reinheit. – Und was ist der[479] Gewinn dieser Abschweifung? Ein verheerter Körper und eine wüste Seele, ein Herz voll Gift und eine Erinnerung voll Reue. – Allenthalben erbauen sich der Sünde schwindelnde Stege und wankende Brücken. Von ihnen herab geschieht oft schnell der Sturz in die Abgründe des Lasters. Wohl dem, der bei dem ersten Fehltritte den Fuß heftig an einen Stein stößt, oder an Dornen schmerzlich verwundet. Dadurch gewinnt er Besinnung und Zeit zur Umkehr. Nun weiß er, daß er am Scheidewege steht und. sich rechts auf die Sonnenbahnen der Tugend halten muß, wenn er gut und glücklich werden will.

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Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 479-480.
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